Schlagwort-Archive: YouTube

Das bisschen Haushalt…

Wie war das in den 1970ern mit Musik und Fernsehen? Ich hing vor dem pixeligen Fernseher und zog mir jede Woche die Hitparade mit Dieter Thomas Heck rein. Ich lernte, das im Studio mit „Playback“ gesungen wird und dass die Interpret/innen nicht an den am Ende der Songs eingeblendeten Adressen wohnten. Costa Cordalis, Howard Carpendale, Gitte, Wencke Myrhe, Bata Ilic, Nana Mouskouri, Roberto Blanco, Vicky Leandros und wie sie alle hiessen – naja, irgendwie war die multikulturelle Gesellschaft damals auch schon in der Fernseh-Unterhaltung angedacht. Aber gesungen wurde auf Deutsch Weiterlesen

Buch dieses Tages: Mein Leben als Suchmaschine

leben als suchmaschine

Ich muss ja (schon wieder) vorab um Verzeihung bitten: Ich ahne ja schon das leicht irritierte Stirnrunzeln von Kollega Haber, der sich mit ernsthaften Fragen rund um die wissenschaftliche Nutzung digitaler Medien in den letzten Einträgen verdient gemacht hat – aber wenn ich erstmals seit 10 Jahren wieder in einem öffentlichen Nahverkehrsmittel versuchen muss, meine Lachanfälle so gut es geht zu unterdrücken, weil die Leute schon komisch gucken, und mir verschämt die Tränen aus den Augen wische, dann halte ich das Buch, das diese Lachschüttelkrämpfe verursacht hat für wert, in unserem Blog Erwähnung zu finden. Zumal der Titel – wenn auch etwas irreführend – durchaus passt (und auch der Grund für meinen Kauf war…)

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Web 2.0 als kulturwissenschaftliches Archiv, oder: Foucault goes Youtube

Foucault on Youtube

Regula Freuler weist heute in der NZZ am Sonntag (erfreulicherweise online erreichbar, leider ohne Links) darauf hin, dass auf dem Online-Video-Flohmarkt nicht nur selbstgebastelte Möchtegern-Kömodien, Musik-Promotionsmaterial oder geklautes Fernseh- oder Spielfilmmaterial zu finden ist, sondern auch interessante Dokumente für die Wissenschaftsgeschichte (der Philosophie und Kulturwissenschaften). Sie führt als Beispiele Interviews mit Hannah Arendt ((Interview aus der Reihe „Un Certain Regard“ von Roger Errera ausgestrahlt am 7. Juni 1974. Das Interview fand in New York statt)) und Jaques Derrida ((keine Angaben über Zeit und Ort der Aufnahme)) oder ein Gespräch zwischen Michel Foucault und Noah Chomsky ((Live-Gespräch aus dem Jahr 1971 im holländischen Fernsehen, keine näheren Angaben erhältlich)) an.

Dieser Hinweis wirft mehrere Fragen auf Weiterlesen

OpenSocial: wie offen ist SocialSoftware?

Das Google seit neustem im Bereich der Mobiltelefonie mitmischt (bzw. nach Meinung verschiedener Medien das Mobiltelefon neu erfindet), sei hier nur der Anlass, auf eine andere interessante Neuerung im Google-Universum hinzuweisen. Seit letzter Woche bietet Google mit OpenSocial eine Möglichkeit für Betreiber von Social Software-Anwendungen, die Daten Ihrer Nutzer/innen einfach von einem Dienst zu anderen zu transferieren. ((Konkurrent Facebook bietet eine ähnliche Programmierschnittstelle allerdings schon seit geraumer Zeit an. Dort gibt es einige tausend (!) Anwendungen, die sich an die offene Schnittstelle von Facebook anklinken. Dies war vermutlich auch ein Grund für Google, sich hier zu engagieren. Dafür hat sich mit Myspace ein weiterer grosser Anbieter einer Community-Plattform)) Dies kommt einem Paradigmenwechsel im Social-Software-Universum gleich, waren bzw. sind doch Dienste wie Flickr, YouTube, MySpace und dergleichen eher darauf ausgelegt, dass die Nutzer/innen auf immer und ewig an den eigenen Dienst gebunden werden – auch wenn die Nutzungsbedingungen sich verschlechtern oder verteuern (oder beides). Weiterlesen

Digitale Information: Evolution, Revolution, Erosion?

Ein sehr schöner Kurzfilm von Michael Wesch, dem wir auch den Beitrag zu Web 2.0 (The Machine is Us/ing Us) verdanken (vor einiger Zeit hier besprochen), thematisiert die Veränderung der Handhabung von Information (insbesondere die Strukturierung und Ordnung, aber auch die Generierung und Speicherung), die auf ihre digitale Gestalt zurückzuführen ist. Kernaussage: Da die Informationen keine physikalischen Beschränkungen mehr unterworfen sind, wird die Ordnung der Informationen vielfältiger, flexibler und für jedermann einfacher zugänglich.

Also, wenn dieser Film keine Diskussion auszulösen vermag (Sollen, bzw. können wirklich Tag-Clouds von Laien die Referenzsysteme von Fachexperten ablösen?), dann weiss ich auch nicht mehr weiter. In diesem Sinne wünsche ich dem Film die von Beat Döbeli vorhergesagte „Durchreichung“ durch die einschlägigen Blogs. Denn er scheint mir die Kernfrage zu behandeln: wie organisiert die Wissengesellschaft im digitalen Zeitalter ihre Informationen? Verschwinden innerhalb kurzer Zeit die etablierten Kulturtechniken der Suche, die sich auf hierarchische Strukturierungssysteme beziehen, die einem sachlogischen Aufbau folgen und die die Informations-Recherchen entsprechend gliedern, indem sie der eigentlichen Suche die Entscheidung des Suchenden verlangen, welcher Kategorie er sein Themengebiet zuordnet? Die Volltext-Suche legt ja nach dem Trial & Error-Prinzip einfach mal los, die Strukturierung entsteht ja ad hoc beim Akt des Recherchierens aus dem Vorwissen des Suchenden und den Ergebnissen der Suchmaschinen. Es braucht keine hierarchische Struktur mehr, meint Wesch, „the links alone are enough“.

Miomi und Co, oder: Die totale, partikularisierte Geschichte (und mehr)

MiomiJonas Wegener von histucation hat unter dem Stichwort „Zeitleisten im Web 2.0“ einige Projekte vorgestellt, die einen web-2.0-Zugang zur Geschichte anstreben. Auf Webplattformen sollen registrierte Nutzer ihre persönlichen Erlebnisse entlang einer Zeitleiste eintragen. Denkt man dies zu Ende, gäbe dies eine komplette Erfassung aller Ereignisse, die Menschen auf der Welt erleben und für wichtig erachten. Einerseits ein riesiger Fundus für die Geschichtswissenschafter, andererseits aber auch Ausdruck des Traums von der zugleich „totalen“ und „individualisierten“ Geschichte. Weiterlesen

Cyberhistory: 1994 Comdex Keynote von Bill Gates

Hand aufs Herz: Wer erinnert sich noch daran, wie Bill Gates anlässlich der Comdex Keynote den digitalen Alltag im Jahr 2005 sah? Ein Blick auf das historische Dokument stimmt nachdenklich. Die Visionen waren damals schon die gleichen wie heute… und sind vielfach eben immer noch nur das: Visionen.

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SecondLife: Die Parodie

Heisst es nicht, dass sich der Erfolg eines Produkts daran misst, ob es kopiert, oder noch besser, parodiert wird? Dann wäre SecondLife nun endgültig im Mainstream angekommen. Denn die folgende Parodie ist nur für jene witzig, die sich schon einmal in SecondLife umgesehen haben: Zusammenstösse mit Gegenständen, Wänden und Menschen, Vogelperspektive, in die Luft tippende Menschen, oder solche, die sich in kargen Räumen seltsam bewegen. Kann das FirstLife vom SecondLife noch etwas lernen?

HOK Lesen: Quellen: YouTube laut Time „Erfindung des Jahres“

Das Time-Magazin erklärt YouTube zur Erfindung des Jahres 2007. Zwar schnöden Kritiker, dass auf YouTube sich nur belanglose Filmchen von Selbstdarstellern häufen. Lev Grossman hält dagegen:

YouTube had tapped into something that appears on no business plan. The lonely, pressurized, pent-up video subconscious of America. Having started with a single video of a trip to the zoo in April of last year, YouTube now airs 100 million videos and its users add 70,000 more every day.

YouTube wird zu einem Medien-Phänomen, bei welchem die Grenzen zwischen Realität und Fiktion gekonnt verwischt werden (wie das Beispiel um Lonelygirl15 zeigt) und das entsprechende Kompetenzen bei der Erschliessung erfordert.

(via CNet MediaBlog)

Übersicht: HOK Lesen: Quellen

HOK Lesen – Suchen und Finden: Google-Gigantismus

Kaum hatte ich meine ersten Videos auf YouTube eingespielt, wurde das Unternehmen verkauft. Nun, da Google auch noch im Film-Geschäft eingestiegen ist (auch wenn auf YouTube zunächst einmal 30’000 vermutlich illegale Dateien entfernt werden müssen), greifen die Journalisten zu grossen Lettern bei den Schlagzeilen: „Google gigantisch“ titelt die ARD, da das Suchmaschinenunternehmen neue Rekorde bei Umsatz und Gewinn vermeldet.

Übersicht: HOK Lesen: Suchen und Finden

Aus der Welt der Wikis: Wikiality

Der Satiriker Stephen Colbert prägte in seiner Colbert Report (eine Parodie auf die berüchtigte rechtslastige Sendung „The O’Reilly Factor„) den Begriff „Wikiality“ (Zitat aus Wikipedia, Hervorhebung durch mich):

He coined the portmanteau of Wikipedia and reality, Wikiality. Wikiality, by his definition, means the representation of truth on Wikipedia that is determined by consensus rather than fact. […]. He also instructed viewers to change the elephant article to add that the number of elephants has tripled in the last six months, saying that if enough people agreed, it would become true and would be the first step on a path to saving the endangered beasts. [28] He goes on to express his love for Wikipedia as it presents a philosophy similar to Colbert’s own truthiness (that intuition is more true than fact) as „if enough people believe something“ it becomes true.

Als Ergebnis musste der Artikel über Elephanten gesperrt werden. Colbert hat mit seinem neu-erfundenen Ausdruck „truthiness“ in den USA einiges Aufsehen erregt; das Wort wird nicht nur in einem sehr langen Eintrag in Wikipedia behandelt, sondern wurde auch zum Wort des Jahres gewählt.
Hier der Video-Ausschnitt zu „Wikiality“ (bezogen vom bereits besprochenen YouTube):

Ich führe dies hier an, weil die Satire immer auch einen Kern Wahrheit enthält. Denn die Möglichkeit, dass die Mehrheit definiert, was wahr ist, ist bei einem offenen, kollaborativen Modell des Schreibens wie bei Wikipedia nicht nur gegeben, sondern Teil des Konzepts. Das Konzept baut darauf, dass die Mehrheit der Beteiligten auf der Basis rationaler Argumente Einträge verfasst und ergänzt. Doch kann (wissenschaftliche) Wahrheit demokratisch hergestellt werden? Natürlich gibt es die Möglichkeit, dass die Administratoren eingreifen können, wenn Wikipedia-Nutzer die Bestimmungen von Wikipedia (die auf Rationalität gründen) missachten. Doch wo endet Vernunft und wo beginnt Willkür? Mit anderen Worten (wie schon früher gefragt): Wer (oder was) „regiert“ Wikipedia?

Übersicht: Aus der Welt der Wikis