Schlagwort-Archive: Wikipedia

Wikipedia/Copy/Paste im Geschichtsunterricht


Ich möchte hier anlässlich des heute erschienenen NZZ-Beitrags zur Rolle des Internets und insbesondere von Wikipedia für den Geschichtsunterricht einige kurze, ergänzende Überlegungen zur Wikipedia-Nutzung und des Copy/Paste-Phänomens (oder – wahlweise- : der Plagiats-Seuche) in den Schulen und damit auch im Geschichtsunterricht anbringen.

Eine zentrale, oft gestellte Frage: Haben die Schüler/innen kein Unrechtsempfinden? Hebeln sie einfach alle Werte von Schulunterricht und Wissensgesellschaft kaltschnäuzig aus, weil ihnen diese egal sind? Oder wissen sie es einfach nicht besser? Man kann die Frage natürlich auch grundsätzlicher stellen: Ist das Plagiieren in der Schule einfach nur Ausdruck eines gesellschaftlichen Wertewandels, der durch die unbegrenzte Zugänglichkeit zu digitalen Informationen aller Art induziert wird? Die Realität ist, wie so oft, komplex.
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[x-post] Call for Participation: Netzwerktreffen für Wikipedia-ForscherInnen

Neben Vorträgen etablierter WissenschaftlerInnen finden im Rahmen der Konferenz auch eine Podiumsdiskussion mit WikipedianerInnen und KritikerInnen sowie Wikipedia-Workshops und ein Netzwerktreffen für Wikipedia-ForscherInnen statt. Das Netzwerktreffen dient dazu, Kontakte zu knüpfen, aktuelle Forschungsprojekte zu diskutieren und neue zu entwerfen. Dies bietet insbesondere für NachwuchswissenschaftlerInnen die Möglichkeit zum Austausch und zur Vernetzung. Das Netzwerktreffen ist als Open Space angelegt, bei dem sich die TeilnehmerInnen aktiv an der Gestaltung der Veranstaltung beteiligen können, da Themen und Fragestellungen durch die TeilnehmerInnen selbst entwickelt und bearbeitet werden. Für die Teilnahme bitten wir um Anmeldung per Email bis zum 31. August 2010 an info@cpov.de. Bitte fügen Sie der Anmeldung eine maximal einseitige Beschreibung Ihres Forschungsinteresses bzw. einen Abstract Ihrer bisherigen Arbeit bei. Bitte schreiben Sie uns ebenfalls, ob Sie Interesse haben, einen Kurzvortrag in diesem Rahmen zu halten. [x-posted from cpov.de]

Nachtrag: Ein ausführlicher Text wurde über H-Soz-u-Kult verschickt.

Wikipedia und das Historische Lexikon der Schweiz

In einem Interview mit der Berner Zeitung, das von mehreren Tageszeitungen online gestellt wurde, ging ich – kurz – auch auf das Verhältnis von Wikipedia und dem Historischen Lexikon der Schweiz ein (hier die stabile PDF-Version des Textes).

Wie steht es mit Artikeln über die Schweizer Geschichte? «Hier haben wir eine Situation, die kaum mit anderen Ländern zu vergleichen ist», sagt Haber, «denn hier gibt es das HLS, das ‹Historische Lexikon der Schweiz›.» Das sei ein qualitativ sehr hochwertiges Nachschlagewerk, das in drei Sprachen vorliege und auch online frei zugänglich sei. In der Onlineversion werde es auch behutsam aktualisiert. «Viele Wikipedia-Artikel zur Schweizer Geschichte kupfern vom HLS ab oder setzen einen Link dorthin», sagt Haber und findet das gut. Noch besser wäre es freilich, wenn Wikipedia und HLS eine Kooperation eingingen. Denn es sei leider so, dass Schweizer Schüler und selbst viele Studierende das HLS nicht einmal kennten. Es fehle ein Plug-in für das HLS. «Wir müssen in Zukunft Modelle finden, die die Vorteile beider Enzyklopädien vereinen», regt Haber an, also die Schnelligkeit und Benutzerfreundlichkeit von Wikipedia mit der Qualität und Verlässlichkeit des HLS. Dort gibt es ausgewiesene Experten und eine redaktionelle Kontrolle. Das hiesse freilich auch, dass die völlige Offenheit von Wikipedia aufgegeben werden müsse – zum Nutzen aller.

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Vom Umgangston in der deutschsprachigen Wikipedia

Das grosse Medienecho, das unser Werkstattgespräch Ende Juni in Wien ausgelöst hat, freut mich sehr. Es zeigt, dass auch im Rahmen eines universitären Forschungsseminars wissenschaftlich relevante Arbeit geleistet werden kann.

Weil dies in den Interviews zum Teil etwas zu kurz kam, sei es hier nochmals ausdrücklich betont: Diese Arbeiten wurden nicht von mir, sondern von einem rund 20köpfigen Team geleistet. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wiener Forschungsseminars sei an dieser Stelle ausdrücklich für ihren Einsatz und die angenehme Zusammenarbeit gedankt.
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Wege aus der Wikipedia-Falle. Eine Checkliste mit zehn Punkten

Allen Fehlern und Problemen zum trotz kann Wikipedia für die Geschichtswissenschaft eine durchaus hilfreiche Informationsquelle sein. Voraussetzung ist, dass man die Grenzen ebenso wie das Potential von Wikipedia kennt. Wikipedia «funktioniert» eben anders als andere Nachschlagewerke, bietet viele Vorteile, aber auch ebenso zahlreiche Nachteile.

Bei der wissenschaftlichen Nutzung von Wikipedia, etwa für Seminararbeiten, Vorträge oder Präsentationen, ist es deshalb sinnvoll, sich folgende Fragen zu stellen:

    1. Wieso und mit welchen Erwartungen wird in Wikipedia gesucht?
    2. Was sind die Alternativen?
    3. Gibt es redaktionsinterne Hinweise oder Auszeichnungen beim Artikel?
    4. Gibt es Inkonsistenzen, logische Sprünge, widersprüchliche Aussagen?
    5. Wie sind Belege, Literaturangaben und weiterführende Links?
    6. Was findet man auf der Diskussionsseite?
    7. Was findet man in der Versionsgeschichte?
    8. Wie unterscheiden sich andere Sprachversionen der Wikipedia?

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Wikipedia für Historiker/innen: Schlechter als erwartet

Die bisherigen Ergebnisse des Forschungsseminars «Wikipedia und die Geschichtswissenschaften» sind ernüchternd. Eine Untersuchung von rund zwanzig geschichtswissenschaftlichen Einträgen in der deutschen und der englischsprachigen Wikipedia hat gezeigt, dass die Qualität der Texte sehr schwankend ist, die unterschiedlichen Sprachversionen sehr voneinander abweichen und dass gerade bei komplexeren Themen sich Wikipedia keineswegs als Einstieg eignet.

Für die Untersuchung hatten wir – ausgehend von aktuellen enzyklopädistischen Diskussionen – gemeinsam ein Kriterienraster entwickelt und uns auf ein einheitliches Vorgehen geeinigt. Untersucht wurden Lemmata aus den (von uns definierten) Kategorien «Begriffe», «Epochen», «Ereignisse», «Personen» und «Methoden».

Die in der letzten Juniwoche zuerst intern und dann an einem öffentlichen Werkstattgespräch präsentierten Ergebnisse werden von den Projektmitarbeitenden zur Zeit zu ausführlichen schriftlichen Berichten ausgearbeitet und voraussichtlich Ende Jahr als e-Publication öffentlich zugänglich gemacht.

Aber schon die bisher vorliegenden Ergebnisse lassen einige Trends erkennen: Auf der formalen Ebene konnten wir beobachten, dass die Textlänge keineswegs mit der Qualität der Inhalte korreliert. Aufgefallen ist dabei, dass die englischen Einträge oftmals länger und zumeist besser strukturiert waren, als die deutschsprachigen.

Bemerkt haben wir in zahlreichen Fallbeispielen auch, dass fremdsprachige Literatur nur selten verwendet wird. Hin und wieder gab es zwar sprachübergreifende Literaturlisten, die effektiv verwendete Literatur war nur selten mehrsprachig. Für Texte, die sich in einem wissenschaftichen Umfeld platzieren, ist das natürlich bedenklich.
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Wiener G’schichten, Folge 7

Es mehren sich die Zeichen, dass wir die Ergebnisse des Forschungsseminars zum Thema «Wikipedia und die Geschichtswissenschaften» in irgendeiner Form dauerhaft publik machen sollten. Das Thema ist immer noch aktuell und die Erfahrungen von Historikerinnen und Historikern im Umgang mit Wikipedia zunehmend differenzierter.

Ein schönes Beispiel ist die Diskussionsseite des Beitrages zum Thema «Mission Hoyos». Der Beitrag ist ebenfalls im Rahmen einer (allerdings nicht öffentlich dokumentierten!) Lehrveranstaltung an der Universität Wien entstanden und zeigt das differenzierte Aushandeln des Textes in der Community. Zugleich illustriert dieses Beispiel, dass das Potential für Kooperationen zwischen Universitäten und Wikipedia beträchtlich sein dürfte.
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Wiener G’schichten, Folge 5

Halbzeit in Wien. Was sehr schade ist, nicht nur, weil endlich das Wetter schön ist, sondern weil wir in den Kursen langsam so richtig in Fahrt kommen. Gestern zum Beispiel, in der Übung zu Digitalen Arbeitstechniken. Eine wunderbare Präsentation zum Thema «Web 2.0-Quellenanalyse». Eine gescheite Aufteilung in die methodischen Ansätze Diskursanalyse, Netzwerkanalyse und Text-Mining. Gute Beispiele und eine sehr anregende Diskussion.
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Was taugt Wikipedia für die Geschichtswissenschaften?



Im Rahmen meines Forschungsseminars an der Universität Wien untersuchen wir zur Zeit die Qualität von geschichtswissenschaftlichen Einträgen in Wikipedia. Die Auswahl ist keineswegs repräsentativ und will es auch nicht sein. Ziel der Untersuchung ist es, anhand von Fallbeispielen die Relevanz von Wikipedia für das Fach Geschichte abschätzen zu können.
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So nicht!

Nein, so nicht! Wir alle sind ja für die Vernetzung von Wissen. Zugleich bemühen wir uns um eine gesteigerte Produktivität, also die Herstellung von mehr Produkten (in diesem Fall Weblog-Einträge) mit weniger Aufwand. Deshalb sind Cross-Postings ein willkommenes und akzeptiertes Vorgehen, um mit einem Post in verschiedenen Blogs die eigenen Erkenntnisse und Gedanken möglichst vielen Leser/innen zur Kenntnis zu bringen. Bei uns ist es beispielsweise Mills Kelly, der seine Beiträge bei weblog.histnet.ch auch auf seinem eigenen Weblog veröffentlicht. Das alles finden wir ok.

Nicht ok finden wir, wenn andere – zudem anonyme – Weblogs unsere Beiträge ohne unser Wissen und Zutun „crossposten“, bzw. wiederveröffentlichen, wie das ein nicht besonders gescheiter Zeitgenosse hier tut. Weiterlesen

Docupedia-Zeitgeschichte ist online

Vor zwei Wochen startete das lang erwartete Projekt Docupedia-Zeitgeschichte, ein Online-Nachschlagewerk zur Zeitgeschichte, das hier schon mehrmals Erwähnung gefunden hat. Es befasst sich in seinen Einträgen nach eigenen Angaben mit den „zentralen Begriffen, Konzepten, Forschungsrichtungen und Methoden der zeithistorischen Forschung“ und will die Debatten um die methodischen und theoretischen Grundlagen des Faches dokumentieren.
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Wikipedia: Die erste (und letzte?) Million


Am 28. Dezember 2009 ist der einmillionste Artikel ((Passenderweise ein biografischer Artikel über einen noch lebenden, halbwegs bekannten Wissenschafter in den USA)) in der deutschsprachigen Wikipedia erstellt worden. Dazu gratulieren auch wir der beteiligten Community zunächst einmal ganz herzlich. Das Jubiläum belegt zwar die Vitalität des offenen Enzyklopädie-Mitmach-Projektes, wird aber überschattet von einem seit längerem anhaltenden erbitterten Disput über seine zukünftige Ausgestaltung. Weiterlesen