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Endlich entdeckt: «Die Bedrohung des Menschheit»

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Die Technische Universität Graz, so berichtet heise.de soeben, «warnt mit drastischen Worten vor der ‚Bedrohung der Menschheit‘ durch Google. Der Suchmaschinenprimus schicke sich nicht nur an, den Schutz der Privatsphäre auf dem Müllhaufen der Geschichte zu entsorgen, heißt es in dem 187-Seiten umfassenden Bericht ‚über die Gefahren und Chancen großer Suchmaschinen unter besonderer Berücksichtigung von Google‘. Das ‚monopolistische Verhalten‘ des Marktführers bedrohe vielmehr, ‚wie wir die Welt sehen und wie wir als Individuen wahrgenommen werden‘. Damit gerate sogar die gesamte Weltwirtschaft in Gefahr. Google habe in unerhörter Art und Weise Macht angehäuft, sodass ein Gegenangriff überfällig sei.»

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HOK Lesen: Quellen: Komplott- und Verschwörungstheorien (IV)

Wo wir schon dabei sind, noch zwei ergänzende Nachträge: Florian Rötzer berichtet in Telepolis von der Suspendierung des Professors Steven Jones an der Brigham Young University in Provo, Utah, der sich für die These stark macht, die Twin Towers und das daneben stehende Gebäude WTC 7 seien eher durch gezielte Sprengungen zum Einsturz gebracht worden. Diese Aussagen des gläubigen Physikers gefallen der Mormonen-Universität nicht („Die Diskussion über die Verschwörungstheorien zum 11.9. erreicht die akademische Welt„). Er wird mit folgender Aussage zitiert:

We don’t believe that 19 hijackers and a few others in a cave in Afghanistan pulled this off acting alone.

Das kommt mir doch bekannt vor…

Dazu gesellt sich ein weiterer Telepolis-Artikel von Haiko Lietz (Inside Job), der die wachsende Zahl von US-Bürger/innen thematisiert, die 9/11 für ein Werk der US-Regierung (=Inside Job) halten.

In New York City ist es schwerer, jemanden zu finden, der nicht von einem Inside Job überzeugt ist, als umgekehrt.

Lietz bezieht sich auch auf die Argumentation von Prof. Jones und die von ihm ins Leben gerufene Bewegung „Scholars for 9/11 Truth„.

Wer mit fünf Jahren Abstand noch einmal die Stimmung am Tag der Anschläge einfangen will: CNN wiederholt ungeschnitten die eigene Berichterstattung dieses Tages.

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HOK Lesen: Quellen: Komplott- und Verschwörungstheorien (III)

Mathias Bröckers bringt in seinem Plädoyer „9/11 revisited“ die Argumentations-Techniken bei Verschwörungstheorien auf den Punkt, indem er sie selber anwendet:

  1. Man spitze die Diskussion darüber, was wann von wem aus welchem Grund getan oder unterlassen wurde auf zwei Aussagen zu.
  2. Man widerlege die eine Aussage, indem man möglichst viele Widersprüche in der Daten/Quellenlage aufspürt und darlegt.
  3. Man kommt zum logischen Schluss, dass die andere Aussage (ungeprüft) wahr sein müsse…

Bei Bröckers (der schon wenige Tage nach den Anschlägen die Widersprüche in der offiziellen Version der US-Regierung in einer Serie von Artikeln sehr detailliert dargestellt hat – The WTC Conspiracy) klingt das so:

Eigentlich ist doch alles ganz einfach mit dem 11.September 2001, es gibt nur zwei Möglichkeiten:
a) Eine kriminelle Bande, angeleitet von ihrem Boss in einer afghanischen Höhle, bringt mit Teppichmessern vier Passagierjets unter ihre Kontrolle, fliegt mit diesen Jets komplizierte Luftmanöver, überlistet dabei die gesamte, hochentwickelte Luftabwehr über den bestgeschützten Gebäuden der Welt, bringt sie zielgenau zum Einsturz und tötet bei diesem spektakulären Terroranschlag fast 3.000 Menschen.
b) Eine kriminelle Bande, die verdeckt innerhalb der US-Regierungs- und Geheimdienstbehörden operiert, ausgestattet sowohl mit den notwendigen Mitteln, Übungen, bei denen die Entführung von Passagierjets simuliert wird, real werden zu lassen, als auch mit den Motiven und Möglichkeiten, von den Anschlägen politisch und finanziell zu profitieren, benutzt Bande A bei ihrem Vorhaben als Sündenbock.
(…)
Ich neigte vom ersten Tag zur der Seite der Ungläubigen zu und habe die Gründe für diese Haltung in der TP-Serie The WTC-Conspiracy ausführlich dargelegt. Seitdem ist mir nichts bekannt geworden, das diese Skepsis abmildern oder gar beseitigen konnte. Im Gegenteil bin ich heute mehr denn je davon überzeugt, dass die Anschläge nur als „inside job“ durchgeführt werden konnten.

Nun bezeichnet Bröckers seinen Text (selbstironisch?) als „Bekenntnisse eines Verschwörungstheoretikers“ – doch seine Zuspitzung auf zwei Varianten hat etwas Nötigendes. Immerhin ist ja auch als dritte Variante denkbar, dass die US-Regierung von einem geplanten Anschlag wusste, aber nichts dagegen unternahm und mögliche Opfer billigend in Kauf nahm, weil ein solcher Anschlag sich bestens instrumentalisieren liess. Oder es war ein noch viel komplizierteres Zusammentreffen von unterschiedlichen Interessen, Manipulationen, Unfähigkeit, Zufällen, dass sich leider nicht in zwei Zeilen mit klaren Rollenverteilungen beschreiben lässt…

Wo Bröckers hingegen meiner Ansicht Recht hat, dass nur ein steter Druck der Öffentlichkeit, die sich mit der offiziellen Lesart nicht zufrieden gibt, dazu führen wird, dass die Ereignisse um 9/11 jemals neu aufgerollt und untersucht werden ( – wobei offen bleiben muss, ob dann ein „wahreres“ Ergebnis daraus resultiert). Beim Aufbauen dieses öffentlichen Drucks, und beim Erörtern möglicher alternativer Lesarten ist das Web eine wesentliche Komponente. Letztlich kann nur die transparente (und langwierige) Darstellung der vielen Widersprüchlichkeiten mitsamt ihren jeweiligen unterschiedlichen Erklärungsversuchen die gegenseitige Abkanzelung verschiedener Deutungszusammenhänge als „Verschwörungstheorien“ durchbrechen.

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HOK Lesen: Quellen: Komplott- und Verschwörungstheorien (II)

Aus der Menge der medialen Aufmerksamkeit rund um den 5. Jahrestag von 9/11 zwei Hinweise, die auch eine Verbindung zum Film „Loose Change“ aufweisen, den ich letzthin thematisierte.

Zum einen fasst Spiegel Online in einer Übersicht die Entgegnungen zusammen, welche die Behauptungen in den Verschwörungstheorien zu entkräften und zu widerlegen versuchen. Dabei werden viele Fragen behandelt, welche der Film „Loose Change“ (aber auch andere Theorien) aufwerfen. Inwiefern diese Fragen in diesen „offiziellen“ Versionen überzeugender beantwortet werden, muss jedem selbst überlassen werden. Es zeigt sich meiner Ansicht nach, dass Attentate komplexe, chaotische und schwer zu rekonstruierende Prozesse sind, was Planung, Durchführung und Auswirkungen betrifft. Da bleiben (mehr noch als ohnehin bei jeder Erschliessung historischer Ereignisse und Entwicklungen) Ungereimtheiten und Widersprüche offen, die sich als Ansatzpunkte für andere Sichtweisen und Interpretationen anbieten.

In der Kulturbeilage der Basler Zeitung vom 9.9.2006 äussert sich der Historiker Daniele Ganser zu einigen Aspekten der Verschwörungstheorien rund um 9/11. So handelt es sich bei den Anschlägen von 9/11 auf jeden Fall um eine Verschwörung: in der offiziellen Lesart um jene der islamistischen Attentäter. Folglich hat auch die US-Regierung eine „Verschwörungstheorie“ – diese ist allenfalls plausibler als andere. Zu Loose Change meint Ganser:

Am Auffälligsten ist dabei der Einfluss der neuen Medien. „Loose Change“ ist auf einem Laptop gemacht worden, mit guter Software, und steht jetzt gratis im Internet. Das wäre rein technisch vor zehn Jahren noch nicht mögliche gewesen. Der Informationskrieg wird heute von allen Gruppen geführt: Osma Bin Laden schickt Videobotschaften – ob echt oder gefälscht. Rumsfeld meldet sich – mit Wahrheit oder Lügen. Und jetzt kommt auch noch die Internet-Community. Sie bringt Ansatz mit diesm Film auf den Punkt, ist gekonnt geschnitten, unterlegt mit gutem Sound und entwickelt so eine starke Kommunikationskraft. „Loose Change“ hat sehr, sehr viele Leute davon überzeugt, dass Bush gelogen hat. Ob „Loose Change“ historisch gültig ist, ist eine andere Sache.

Auf die Frage nach seiner Kritik an Loose Change meint Ganser:

Dass probiert wird, eine komplett kohärente, neue Geschichte zu erzählen. Dies scheint mir nicht der stärkste Teil des Films. Viel stärker ist er da, wo die Macher sagen: Schaut euch die Bilder vom Pentagon an. Es ist nicht ausgeschlossen, dass da tatsächlich ein Flugzeug hineingeflogen ist, aber dann soll die US-Regierung doch einfach die Bilder der Überwachungskameras veröffentlichen, auf denen das Flugzeug klar zu erkennen wäre. (Basler Zeitung, 9.9.2006, Kulturbeilage, S. 5)

Eine andere offene Frage ist jene nach den Ursachen des Einsturzes von WTC 7, einem 170 Meter hohen Gebäude neben den Twin Towers, dass nicht von Flugzeugen getroffen wurde.

Ganser beschäftigt sich vor allem mit Fragen der Sicherheitspolitik. Er hat einen Beitrag verfasst zum Buch „9/11 and American Empire: Intellectuals Speak Out“ von David Ray Griffin und Peter Dale Scott verfasst und letztes Jahr im International Security Network der ETH einen Artikel zu einer Spezialfrage von 9/11 verfasst.

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HOK Lesen: Quellen: Komplott- und Verschwörungstheorien

Schon ganz zu Beginn dieses Blogs sprach ich von Verschwörungstheorien, die mit den Publikationsmöglichkeiten im Internet eine ideale Plattform bekommen haben. Neustes Beispiel, dass es sogar in die Mainstream-Medien geschafft hat (man werfe ein Blick auf Google News) ist der Amateur-Dokumentarfilm „Loose Change„, der hinter den Terror-Anschlägen auf die Twin Tower (auch bekannt als 9/11) nicht Al-Kaida sondern die US-Regierung vermutet und dies zu belegen versucht.
Nun ist diese Theorie nicht sonderlich neu: bereits kurz nach den Anschlägen gab es Gerüchte (auch im Internet, notabene, als Beispiel sie hier auf die Artikel-Serie WTC-Conspiracy verwiesen), welche aus den zahlreichen Ungereimtheiten rund um die Anschläge Komplott-Theorien strickten.
So vermag der Film durchaus mitzureissen, wenn es darum geht, noch einmal die unklaren Elemente darzustellen und darauf zu verweisen, dass die US-Regierung viele Informationen zurückhält. Beim Versuch, eine alternative Deutung zu begründen, wirkt der Film (bzw. seine Argumentation) etwas schmalbrüstig.
Natürlich gibt es zahlreiche Entgegnungen auf die Behauptungen der Filmemacher, drei junge und enthusiastische, aber ideologisch unverdächtige Amerikaner. Um einen Überblick zu erhalten, ist Wikipedia mit seiner schnellen Publikationsfrequenz und der Neutral Point of View-Policy sehr hilfreich. Im entsprechenden Artikel zu Loose Change werden die Hauptaussagen werden aufgeführt und die wichtigsten Gegenargumente, samt Links zu Befürwortern und Kritikern.

Der Film selber ist jetzt gar in einer zweiten „Auflage“ mit einigen Korrekturen auf dem Netz zu sehen, selbst eine Version mit deutschen Untertiteln gibt es (die Untertitel sind zum Glück besser übersetzt (nämlich tadellos) als die Website, auf der man den Film als „Stream“ anschauen kann). Die neuen digitalen Produktions- und Distributionsmöglichkeiten bieten diese Möglichkeiten, auch bei Filmen (nicht nur bei Artikeln), Updates nachzuliefern und darin Fehler zu korrigieren oder neue Erkenntnisse einfliessen zu lassen.

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