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Mentalitätsgeschichte der Computerbenutzer


Der Artikel von Stefan Betschon in der NZZ vom 31.10.2008 erklärt uns endlich, warum wir Europäer solche Computermuffel sind. Während die US-amerikanische 68-er Bewegung die Computertechnik antrieben und sich durch sie eine Stärkung der Gegenkultur erhofften, lehnten sie die hiesigen 68-er ab.
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HOK Lesen/Schreiben: Wo ist das „Persönliche“ am PC – oder: vom Auftauchen des Neo-Netzwerk-Computers

Zwei Ereignisse führen zu diesem Eintrag, der eine Erkenntnis erst einmal ahnen lässt:

Zum Einen die Erfahrung im Gespräch mit dem IT-Verantwortlichen unserer Hochschule. Bislang habe ich die Hochschulen (bzw. vor allem die Universitäten) als relativ flexibel und offen in den IT-Fragen erlebt (relativ…). Man konnte seine Plattform, seine Ausstattung, sein Modell, seine Software-Ausstattung auswählen und hatte dennoch gute Möglichkeiten, mit auftauchenden Support-Anliegen auf offene Ohren zu stossen. Aber das waren wohl noch die Zeiten, als die IT-Mittel für Technik und Personal unter dem Motto „Schulen ans Netz“ und „Wir müssen das Bildungswesen fürs 21. Jahrhundert fit machen“ noch reichlich flossen. Dies scheint nun bereits Geschichte zu sein.

Nun gilt es, IT-Infrastruktur kostengünstig zu führen und zu pflegen. Sonderwünsche sind support-aufwendig, daher teuer, daher nicht mehr zu haben, ausser man kann dringlichen Bedarf anmelden und beteuert mit mehrfacher Unterschrift (zugespitzt formuliert), dass man sämtliche Folgen selber trägt.

Diese Harmonisierung geht ja über Plattform-Fragen (Mac/Win) oder Software-Ausstattungen (Office oder Alternativen) hinaus. Weil die IT-Infrastruktur immer komplexer wird (Kompatibilität von Funknetz-Treibern, Software-Verträglichkeit mit Drucker-Abrechnungs-Systemen usw.), wird immer mehr auch das konkrete Modell und die konkrete Installation von der IT-Abteilung vorgegeben. Anpassungen/Änderungen nur auf eigenes Risiko. So treibt man dem Computer das „Persönliche“ aus (sofern man nicht die Auffassung vertritt, dass das P in PC sowieso nur ein Marketing-Trick war – hat aber bei vielen PC-Bastlern recht gut funktioniert). Vielleicht ist nun eben der Moment gekommen, wo der Computer einfach auf dem Niveau eines Kopiergerätes angekommen ist: ist ja wurscht wie, Hauptsache er tut.

Nun kommt (andererseits) Google ins Spiel (und eigentlich überhaupt das schillernde Konzept von web 2.0). An einer Tagung über wirtschaftlichen Potentiale von web 2.0 in San Francisco wurde die Strategie von Google gedeutet, das sich in letzter Zeit mit dem Zukauf zahlreicher Web-Anwendungen hervorgetan hat. Kern-These: Google setzt auf den „Neo-Netzwerk-Computer“. Die Kernanwendungen werden in Zukunft im Internet ausgeführt. Konkret: Texte schreiben, Tabellenkalkulationen zusammenschustern, Präsentationen planen, Daten ordnen werden wir in Zukunft in einem Browser-Fenster – egal, ob wir uns im Büro befinden, zuhause oder in einem CyberCafé, am Rechner eines Kollegen an einer Tagung, unterwegs mit dem Smartphone.

Wird mein „Personalisierungs“-Wunsch der digitalen Arbeitsumgebung in Zukunft im Netz befriedigt? Oder hänge ich zu sehr an „meinem PC“, den ich liebevoll in stundenlanger Arbeit konfiguriert und eingerichtet und optimiert habe? Wäre ich überhaupt bereit, mein digitales Dasein dem Netz zu überantworten? Den PC kann ich vom Internet abkoppeln, vom Stromnetz trennen, die Festplatte ausbauen – er ist physisch erkennbar vorhanden. Was ist da schon ein Web-Server in irgend einem gekühlten Server-Raum in…. Minnesota? Minsk? Ulan Bator?

Zum Schluss die obligate HOK-Frage: was hat das für Konsequenzen für die Arbeit in der Geschichtsdidaktik und Geschichtswissenchaft? Inwiefern betrifft dies die Informationsbeschaffung, -ordnung, -auswertung; inwiefern werden neuartige Quellen geschaffen, neue Kommunikations-Systeme etabliert, neue Formen der Vermittlung entwickelt? Time will tell.

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