Schlagwort-Archive: Medienwissenschaften

Endlich: Bloggen an der Uni für Credit Points

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«Wenn du eine Videokamera halten, Fotos machen, Artikel verfassen und Leute interviewen kannst, ist das Shiftfestival etwas für dich. Selbst wenn du nur eine oder zwei der erwähnten Kenntnisse beherrschst- beim Shift warten nicht nur interessante Medienkünstler, auch das Musikprogramm an den Abenden ist vom Feinsten.» So wirbt die studentische Fachgruppe Medienwissenschaft der Uni Basel pünktlich zum heutigen Semesterbeginn.
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Digital Creativity

«Digital Creativity» ist eine interdisziplinär ausgerichtete Zeitschrift, welche sich dem Themenkomplex rund um die Nutzung digitaler Medien widmet und viermal jährlich erscheint. Der kreative Geist scheint die aus unterschiedlichen Richtungen stammenden Artikel zu beleben. Die Beiträge handeln entweder von der Implementierung brandneuer Gadgets (wie z.B. Wearables) oder es geht um deren Einsatz in einem mediendidaktischen Umfeld.
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«sic et non. zeitschrift für philosophie und kultur. im netz.»

Neun Ausgaben liegen bereits von der 2005 gestarteten Netz-Zeitschrift «sic et non» vor. Das Themenspektrum reicht von Philosophie bis Kultur und hat einen deutlichen Schwerpunkt bei medienwissenschaftlichen und medientheoretischen Fragen. Die Texte sind frei zugänglich und würden die als «Buchtipp» getarnten Werbeeinblendungen in den Randspalten nicht das Erscheinungsbild trüben, könnte man sich auch am schönen Layout dieses eJournals erfreuen.

Alle Aufnahmen von «medias in res» online

Nun ist die gesamte Tagung «medias in res», die vor einem Monat in Basel stattfand, online. Die neue geschaffene IfM Dokustelle des Instituts für Medienwissenschaft der Universität Basel bietet die meisten Vorträge in bester Tonqualität zum Download an. Ein vorbildlicher Service, der hoffentlich bald Schule machen wird.

«Medium, Bote, Übertragung»

Mit einem grossartigen Schlussvortrag der Berliner Philosophin Sybille Krämer ging heute die Tagung «medias in res» zu Ende.

Krämer nannte das Modell des Boten eine «Urszene» der Medialität und verknüpfte ihre Wahl mit drei Intentionen: dem Selbstbild, der Methodik und der Medientheorie. Ausführlich erläuterte sie das «Medium als Mitte und Mittler» und sprach über «das Verschwinden des Mediums im Vollzug». Schliesslich illustrierte sie mit vier Typen der Übertragung ihr Konzept vom Boten als Topos: Engel, Viren, Geld und Zeuge. Ihren – wie wir finden in höchstem Masse anregenden – Ansatz erprobte sie am Beispiel der Karten und der Kartographie.

Nachzulesen ist das alles in Ihrem neuen Buch «Medium, Bote, übertragung. Kleine Metaphysik der Medialität», das vor wenigen Tagen bei Suhrkamp erschienen ist und dessen Lektüre wir nur wärmstens empfehlen können. In Kurzform gibt es die Thesen des heutigen Vortrages auch in ihrem Handout. Wie zu erwarten war, löste der Vortrag von Sybille Krämer eine lange und spannende Diskussion aus, in der natürlich in erster Linie ihre These vom Verschwinden des Boten im Vollzug zu Reden gab.

Mit wenigen Ausnahmen wurden übrigens alle Vorträge von «medias in res» aufgenommen und sie werden in wenigen Tagen auf den Seiten des Instituts für Medienwissenschaft abrufbar sein. In der Zwischenzeit gibt es exklusiv auf hist.net die Eröffnung von Christoph Tholen und den Abschlussvortrag von Sybille Krämer.

Die Tagung «medias in res» eröffnet

Bei stürmischem Wetter und vor nicht übermässig viel Publikum ist heute in der Aula der Universität Basel die Tagung «medias in res» eröffnet worden. Während uns die Festrednerin Prof. Avital Ronell nicht wirklich überzeugen konnte, hielt Prof. Christoph Tholen eine sehr spannende Einführung, in der er die Medienwissenschaften elegant und historisch fundiert im Feld der Kulturwissenschaften verortete und dabei insbesondere auch auf die Bedeutung digitaler Medien für die Kulturwissenschaften einging.

medias in res | Kulturwissenschaftliche Positionen der Medienforschung

«In medias res oder eben auch medias in res steht als rhetorische Figur seit Horaz’ ars poetica für die Kunst, ohne Umschweife zur Sache zu kommen, mitten in die Dinge hinein. Das in der Mitte Befindliche wiederum, so der begriffsgeschichtliche Befund, wurde Medium genannt und bezeichnete zunächst den Zwischenraum, aber auch das Gemeinwohl und die Öffentlichkeit. Das Wort Medium bzw. Medien oszilliert seither im kultur- und medienwissenschaftlichen Kontext zwischen einer schwachen und einer starken Bedeutungsvariante: Medien als Mittel der Kommunikation oder als kulturelle Vermittlung sind oder kommen stets dazwischen. Von dieser Definition der Medialität als eines verbindenden und trennenden Dazwischen ausgehend, lassen sich unterschiedliche Theorien und Methoden ausmachen, die seit den 1980er Jahren das kulturwissenschaftliche Profil der Medienwissenschaft und benachbarter Disziplinen konturieren.»

Mehr dazu gibt es vom 11. bis 13. Juli in Basel. Organisiert vom Institut für Medienwissenschaft der Universität Basel, Lehrstuhl Professor Tholen, und bestückt mit zahlreichen spannenden Referenten, von Dieter Mersch über Lorenz Engell, Hans-Jörg Rheinberger, Wolfgang Coy und – last, but really not least: Sybille Krämer.

Wo gibt es mehr Hochkarätiges während der Sauergurkenzeit? Zur Vorbereitung gibt es den Flyer, das Programm und – als Vorprogramm gleichsam – eine Pro*Doc-Tagung zum Thema «Intermediale Inszenierungen – Fallstudien und theoretische Konzepte».

Die Medien der Geschichte

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An den meisten Univeristäten in der Schweiz beginnt bereits nächsten Montag das sogenannte Frühjahrssemester (womit die unselige Abkürzung «SS» für Sommersemester endlich obsolet geworden ist) und so ist es langsam an der Zeit, die Webseiten zu aktualisieren … Am Montag wird die erste Sitzung meines Seminars «Die Medien der Geschichte» stattfinden. Ich freu mich, nach vielen Jahren wieder in Luzern unterrichten zu dürfen, denn die Universität hat eine angenehme Grösse und das Historische Seminar strahlt eine angenehme, konstruktive Atmosphäre aus.

Mit dem Thema «Die Medien der Geschichte» werde ich zwar nicht Neuland betreten, aber ein Seminar abhalten, das recht nahe an den aktuellen Forschungsthemen im Schnittfeld von Geschichts- und Medienwissenschaften liegt. Wir werden einige grundlegende Texte lesen – von Crivellari Crivellari etwa und von Schanze ((Dieser Text steht nur den angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Kurses zur Verfügung – das Urheberrecht lässt grüssen!)) – und natürlich viel mit Beispielen und konkreten Fragestellungen arbeiten. Je nach dem, wieviele Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Kurs sein werden, werden wir auch ein Weblog oder unser Wiki verwenden.

Was Strandsandalen mit dem ETH-Rat zu tun haben

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In ihrer Online-Ausgabe berichtet die NZZ am Sonntag über den neuesten Coup des ETH-Rates: Man möchte für 150 Millionen Franken einen neuen Supercomputer und zwar bitteschön dringlich und ausserhalb der üblichen polititschen Entscheidungsprozesse. Soweit so schlecht. Freundlicheriweise erklärt die NZZ ihren Leserinnen und Lesern, was denn ein Supercomputer sei: «Heutige PC arbeiten im zweistelligen Gigaflop-Bereich (ein Gigaflop entspricht einer Milliarde Flops). Hochleistungsrechner haben eine tausendmal höhere Leistung im Teraflop-Bereich. Die nächste Rechnergeneration soll bereits mehrere Millionen Milliarden Flops (Petaflops) verarbeiten. Einen solchen Petaflop-Rechner will der ETH-Rat anschaffen.» Und welche Werbung blendet Google dazu ein? Richtig: Strandsandalen, vulgo Flip-Flop. Es lebe des semantische Netz!

Wieviele Leser/inn/en hat weblog.histnet.ch?

Gerne wüssten wir, vieviele Leserinnen und Leser unser Weblog tatsächlich erreicht. Wir wissen es nicht, denn die Statistiken filtern automatisierte Zugriffe von Suchmaschinen nicht korrekt aus. Was wir aber wissen: Es werden immer mehr. An diesem Wochenende hat die Zahl der Besucher/innen erstmals die Zahl von 1000 überschritten, die Zahl der Anfragen lag bei über 3600.

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Philipp Melanchthon in Budapest

Eigentlich wollen und können wir hier im Weblog von hist.net nicht den Anspruch haben, auch nur auf die wichigsten Digitalisierungsangebote im Netz hinzuweisen. Unsere Kollegen von Archivalia, Adresscomptoir oder auch ClioWeb machen das fundierter und mit mehr Ausdauer. Hin und wieder aber wollen wir doch etwas aufgreifen, was uns speziell aufgefallen ist oder das zu einem Themengebiet gehört, das auf hist.net speziell gepflegt wird – etwa die ungarische Geschichte.

Unser Hinweis also deshalb auf die Magyar Elektronikus Könyvtár (MEK) – die elektronische ungarische Bibliothek. Betrieben wird sie von der ungarischen Nationalbibliothek und in den letzten Monaten ist der Bestand an digitalisiertem Material extrem angewachsen. Wer sich per RSS über die Neueingänge informieren lässt, wird Woche für Woche rund ein bis zwei Dutzend neue Digitalisate im Netz vorfinden. Dabei wird ein bunter – und sehr pragmatischer – Methodenmix pratktiziert. Da gibt es von der farbig eingescannten Seite bis zum abgetippten Text alle Varianten – für die Forschung aber ist das Material in aller Regel brauchbar, weil auf korrekte Metadatierung geachtet wird. Der Anteil deutschsprachigen Materials ist zwar nicht umwerfend (aktuell: 122 Einträge) aber hin und wieder findet sich auch für den der ungarischen Sprache unkundigen Forscher etwas, zum Beispiel «Ein christliche Ermanung … an den … König Ferdinandum» von Phlilpp Melanchthon, gedruckt von Friedrich Peypus in Nürnberg im Jahre 1529. Unsere Empfehlung: ausprobieren und ungarisch lernen!

Karl Kraus online

Karl Kraus, von Paul Jandl in der NZZ als «Vorfahr aller Blogger» bezeichnet, ist seit kurzem mit 22’500 «Fackel»-Seiten online. Nach einer kostenlosen Registration kann man sich die «Fackel» auf den Bildschirm zaubern und sich online an der Kraus’schen Sprachmächtigkeit delektieren! Eine schöne Zusammenstellung von Material im Netz über Karl Kraus gibt es hier.

Plagiatsdebatte ff.

Vor einigen Tagen habe ich hier geschrieben, ich werde Stefan Webers Buch über Plagiate und das «Das Google-Copy-Paste-Syndrom» noch vorstellen. Das dünne Buch war schnell gelesen, der schale Eindruck, den es indes hinterlassen hat, wirkte noch recht lange nach.

Weber legt mit seinem Pamphlet zweifelsohne den Finger auf einen wunden Punkt: Moral, intellektuelle Disziplin und vor allem auch wissenschaftliches Interesse vieler Studierender lassen eindeutig zu wünschen übrig. Weber überspitzt diesen Befund allerdings, wenn er daraus eine „Austreibung des Geistes aus der Textproduktion“ konstruiert und von einer „Textkultur ohne Hirn“ schreibt.

Unter dem Titel „Vorboten“ übt sich Weber gleich zu Beginn des Buches in Rundumpolemik gegen die Medienwissenschaften. Zehn Mythen meint er identifizieren zu können, angefangen bei einer „Apriorisierung“ über den angeblichen Mythos der Substitutionseffekte bis hin zur „Rhetorik der Konstruktivität“ reicht die Brandbreite der Weberschen Kollegenschelte.

A propos Kollegenschelte: Sven Grampp, Mitarbeiter und Lehrbeauftragter am Instituts für Theater- und Medienwissenschaft der Universität Erlangen-Nürnberg, besprach unlängst Webers Habilitationsschrift mit dem Titel „Non-dualistische Medientheorie. Eine philosophische Grundlegung“ nicht ohne einige recht unmissverständliche Zustandsbeschreibungen der gegenwärtigen medientheoretischen Fachsimpeleien der Rezension voranzustellen:

„Schaut man sich neuere Publikationen aus diesem Bereich an, wird deutlich, dass der Avantgardegestus auch weiterhin fester Bestandteil medientheoretischer Legitimationsrhetorik ist.“ [S. 8]

Und weiter:

„‚Medienphilosophie‘ ist so eine Oppositionsmarkierung, die seit ein paar Jahren zirkuliert. Betrieben wird die Medienphilosophie vor allem von einigen philosophisch gestimmten Medientheoretikern, die das Versprechen eines Paradigmenwechsels ihrer Disziplin auch explizit und vollmundig artikulieren.“ [ebd.].

Aber kehren wir zum Plagiatsbuch von Stefan Weber zurück. Das Problem, das ich mit dem Buch oder vielmehr mit Stefan Webers Ansatz habe ist, dass ich nicht a priori davon ausgehe, dass alle Studierende faul und unehrlich sind. Für mich gilt grundsätzlich und bis ich mindestens einen konkreten Hinweis habe, dass es anders sein könnte, die Unschuldsvermutung. Ich möchte Weber auf keinen Fall unterstellen, dass er nicht auch von diesem Grundsatz ausgeht, aber ich habe vermisst, dass er dies auch klar formuliert.

Unter dem Titel „Bullshit-PR und heisse Luft: in neuen Medien und über neue Medien“ schreibt sich Weber gegen Ende des Buches seine Wut gegen die Kulturwissenschaften aus dem Bauch. Zugegeben, der folgende Absatz, den Weber zitiert, ist, um es höflich zu formulieren, ziemlich grenzwertig:

Meine transdisziplinäre Herangehensweise im Sinn einer kritischen Repräsentationstheorie verbindet Ansätze strukturaler psychoanalytischer Theorie mit Ansätzen neuerer Hegemonie- bzw. Demokratietheorie sowie der Film- und Medientheorie, der Gender- und der Cultural Studies, um Perspektiven auf aktuelle Medienkonstellationen zu eröffnen, die sich jenseits technikdeterministischer oder kulturpessimistischer Einschätzungen bewegen.*

Weber vergibt aber leider eine Chance, indem er in einem gehässigen Stil („Das Geschwafel von Transdisziplinarität […] heisse Luft statt Substanz“) zu einem Rundumschlag ausholt und es dabei leider selber hin und wieder an Substanz vermissen lässt. Er schliesst mit folgenden Worten:

Die Produktion von postmoderner heißer Luft durch eine gewisse Gruppe von Wissenschaftlern und die Reaktion mancher Studierender mit dem Google-Copy-Paste-Syndrom sind symptomatisch für die gegenwärtige akademische Kultur der Heuchelei: Copy/Paste als Reaktion auf Bullshit-Diskurse, auf gut Deutsch: die Verdopplung der Scheiße. [S. 147]

Schade. Eine differenzierte Darstellung der kulturwissenschaftlichen Diskussionskulturen – tatsächlich im Anschluss an Sokal und Bricmont, wie Weber schreibt – wäre notwendig und erwünscht. Aber wieso eigentlich in diesem aufgeregten Ton …?

Wikipedia im Unterricht

Alle reden von Wikipedia, in Basel werden wir konkret! Nachdem uns die Kollegen in Wien schon den Rang abgelaufen haben in Sachen „Erste geschichtswissenschaftliche Lehrveranstaltung mit Weblogs» werde ich im kommenden Sommersemester die vermutlich erste kulturwissenschaftliche Lehrveranstaltung mit und über Wikipedia abhalten. Im Rahmen eines Medienpraktischen Kurses am Institut für Medienwissenschaften der Universität Basel werde ich zusammen mit Studierenden der Medienwissenschaften und der Geschichte Wikipedia als neues mediales Phänomen der Wissenschaftskommunikation untersuchen. In einem zweiten Schritt werden wir selber wissenschaftliche Themen in Wikipedia bearbeiten und dabei beobachten, was mit den Texten geschieht. Dazu werden wir voraussichtlich im hauseigenen Wiki von hist.net einen Bereich einrichten, wo wir die Diskussionen werden führen können. Die Veranstaltung werde ich in vier Halbtagesblöcken zwischen April und Juni durchführen. Wenn ich die Gelder bewilligt bekomme, werde ich auch externe Fachleute nach Basel einladen.