Schlagwort-Archive: Litlink

18’000 Dokumente in der Hosentasche

Obwohl ich noch immer Koordinator des Literaturverwaltungsprogrammes Litlink bin, leiste ich mir nebenbei eine eigene Literaturverwaltung, die zwar in vielen Punkten weniger leistungsfähig ist, die ich aber für Experimente ohne Aufwand umbauen kann. So auch heute. Seit kurzem stolzer Besitzer eines modernen Smartphones, dachte ich mir, es müsste doch möglich sein, meine rund 18’000 Einträge umfassende Literaturdatenbank auf das iPhone zu packen.
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Litlink 3.0 ab sofort online

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Die lange erwartete und in den letzten Wochen ausgiebig getestete und im Forum diskutierte Version 3.0 von Litlink steht ab heute zum Download für Windows und OS X bereit.

Die Entwicklung des neuen Programms hat länger gedauert als geplant, hat aber auch zu vielen Verbesserungen und Neuerungen geführt, die den Umstieg von der Version 2.6 auf die neue Version 3.0 auf jeden Fall lohnen. Zudem ist der Umstieg nun einfacher als bei früheren Upgrades.
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Steinschneider reloaded

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Moritz Steinschneider gilt heute als der Begründer der wissenschaftlichen hebräischen Bibliographie. Aus Anlass seines 100. Todestages organisierte die Staatsbibliothek zu Berlin zusammen mit mehreren Forschungseinrichtungen eine dreitägige internationale Konferenz in Berlin. Das scheint auf den ersten Blick ziemlich weit weg zu sein vom Themenfeld unseres Weblogs – aber das täuscht.

Steinschneider perfektionierte vor über Hundert Jahren eine Kulturtechnik, die heute einem tiefgreifenden Wandel unterworfen ist: die Technik des Bibliographierens. Interessant dabei ist, dass es sich nicht einfach um eine Automatisierung der Arbeitsschritte handelt, sondern dass sich zur Zeit etwas ganz Grundsätzliches ändert.

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Vom Nutzen und Nachteil des Bibliographierens im digitalen Zeitalter

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Nächsten Dienstag beginnt aus Anlass des 100. Todestages von Moritz Steinschneider an der Staatsbibliothek zu Berlin die dreitägige Konferenz «Bibliographie und Kulturtransfer». Unter dem Titel «Vom Nutzen und Nachteil des Bibliographierens im digitalen Zeitalter» werde ich über aktuelle Entwicklungen im Bereich des kollaborativen Bibliographierens berichten. Das Abstract in deutscher und englischer Sprache sowie eine Literaturliste sind bereits im Netz, ebenso das zweisprachige Handout als PDF-Datei.

JSTOR legt nochmals zu

JSTOR, die führende Anbieterin von digitalisierten Zeitschriften, hat wieder einige nette, kleine Verbesserungen an ihren Dienstleistungen vorgenommen. So sind neu die PDF-Dateien, die heruntergeladen werden können, im Volltext durchsuchbar. Dies war bisher erst nach einer lokalen Nachbearbeitung mit einem Texterkennungsprogramm (OCR) möglich. Neu können auch Textpassagen mittels Copy/Paste in andere Anwendungen wie etwe Word oder Litlink übernommen werden. Verbssert wurde auch die Darstellung von Suchbegriffen auf den JSTOR-Seiten.

Aus dem OPAC direkt in BibSonomy

Meine Lieblingsliste Inetbib meldete gestern, dass der Kölner Universitäts-Katalog ab sofort die Möglichkeit bietet, bibliographische Daten eines gefundenen Buches direkt per Mausklick zu Bibsonomy zu senden:

Der Koelner UniversitaetsGesamtkatalog (KUG) […] verfuegt seit heute ueber eine Verbindung zu dem ’social bookmark and publication sharing system‘ BibSonomy. Von einem Einzeltreffer oder einem Merklisteneintrag koennen nun ueber ein Share-Icon per Klick direkt aus dem KUG heraus die relevanten bibliographischen Daten des Titels an BibSonomy gesendet und dort weiter praezisiert sowie abgespeichert werden. BibSonomy wird von der Knowledge and Data Engineering Group der Universitaet Kassel entwickelt und betrieben, die mit BibSonomy auch im europaeischen Projekt TAGora involviert sind. Mit dem Aufbau und dem Austausch von Bibliographie-Listen ausgehend von einem OPAC oder Recherche-Portal (bei uns ist das der KUG) im Kontext einer Social-Software (wie hier BibSonomy) stehen dem Nutzer durch die Kombination weitere Nutzungsmoeglichkeiten offen und er kann
von dem Mehrwert profitieren (bzw. zu diesem selbst beitragen), der durch Social-Software generiert wird.

Cool! Das ist ganz ähnlich dem Konzept, das wir mit Lit-Link verfogen: Bibliographische Daten per Mausklick in die eigene Bibliographie zu befördern. Bei Lit-Link haben wir dies mit dem Plugin XMLdump gelöst, das bereits einige der grossen Bibliothekskataloge «auslesen» kann. Soviel sei schon verraten: Bald werden es mehr und auch ganz andere Kataloge sein, aus denen sich per Mausklick Daten in Lit-Link exportieren lassen!

Das Schreiben der Geschichte

Michel de Certeau legte in seinem 1975 erschienenen Buch «L’écriture de l’histoire» (dt. 1991: «Das Schreiben der Geschichte») nichts weniger als eine «Ortsbestimmung der Geschichtsschreibung» (Klappentext) vor. «Was fabriziert der Historiker, wenn er ‚Geschichte macht‘? Woran arbeitet er? Was produziert er?» fragte de Certeau einleitend zum Kapitel «Die historiographische Operation».

Auch im Schreib-Guide Geschichte von Wolfgang Schmale geht es um die historiographische Operation – wenn auch in einem konkreteren Sinn als bei de Certeau. Der soeben neu aufgelegte und wesentlich erweiterte Schreib-Guide gehört eigentlich auf die Lektüreliste eines jeden angehenden (und auch gestandenen) Historikers. Das Buch thematisiert nämlich einen Bereich der Geschichtswissenschaft, über den gerne nicht oder nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird: den Prozess des Schreibens.

Historiker produzieren ihr symbolisches Kapital fast ausschliesslich mit Hilfe von Texten. In den letzten Jahren indes hat sich dank Computerisierung und Vernetzung in diesem Bereich einiges geändert. So ist es Schmale und seinem Team hoch anzurechnen, dass in der Neuauflage ein vollständig neues Kapitel zum Thema «Schreiben für das WWW: Bloggen und Hypertexten» aufgenommen wurde. Die beiden Wiener Historiker Jakob Krameritsch und Martin Gasteiner führen auf knapp vierzig Seiten sehr gut und auch für Nicht-Experten bestens nachvollziehbar in die Spezifika des historischen Online-Schreibens ein. Sie charakterisieren einerseits das Weblog als Medium der historischen Fachkommunikation und erläutern andererseits die schreibrelevanten Aspekte eines Hypertextes.

Bleibt zu hoffen, dass auch das Schreiben für Wikipedia in der nächsten Auflage Einzug in den Guide erhalten wird. Auch die ganze Frage der elektronischen Literatur- und Exzerpteverwaltung – Stichwort: Lit-Link – ist im Buch ein wenig zu kurz gekommen. Aber ansonsten: Für alle Geschichtsstudierende die ideale Lektüre für die nächsten Semesterferien!

HOK Lesen: Suchen und Finden: Literaturverwaltung und Web-Integration

Am Montag war ich an eine Diskussion über zukünftige Features des Literatur-Verwaltungsprogramms Lit-Link (das noch einiges mehr als Literatur-Verwaltung beherrscht) eingeladen. Dabei ging es unter anderem auch um die Frage, in welche Arbeitsumgebung die Literaturverwaltung eingebunden werden soll:

  • in ein Textverarbeitungsprogramm (à la EndNote – meiner Ansicht ein Ansatz aus der Vor-Web-Ära)
  • in einen Browser (also webbasiert – ein aktueller Ansatz des web 2.0)
  • in einer Literatur-Verwaltungssoftware (die als Schnittstelle agiert)

Jeder beantwortet diese Frage gemäss seinen Arbeitsgewohnheiten und -überzeugungen wohl anders. Feststeht jedenfalls, dass alle drei Lösungsvarianten sich aufeinander zu bewegen, dass mit anderen Worten Import- und Exportschnittstellen wichtig werden.

Wie viel da an Integration schon geboten wird, zeigen zwei kleine Beispiele. Zotero habe ich hier schon kurz vorgestellt, mich damals aber über mangelnde Zeit beklagt, das Ding zu testen, Prompt habe ich ein wesentliches Merkmal übersehen. Zotero ist ein FireFox-Plugin, das auf einer Website automatisch erkennt und mit einem Symbol (1) anzeigt, ob Daten vorliegen (2), die in die Literatur-Verwaltung übernommen werden können (3). Ein Klick, und die Daten sind in der Zotero-Datenbank.

Ähnliches leistet das Firefox Plugin XML-Dump (hier die Installations-Seite bei Litlink), das mit Lit-Link zusammenarbeitet – aber auch für andere Literatur-Verwaltungslösungen geeignet ist, da es das Austausch-Format XML produziert. Das XML-Dump-Plugin stöbert ebenfalls auf Knopfdruck (1) in der angezeigten Web-Seite Informationen auf, die auf eine bibliographische Angabe hinweisen, und bereitet diese als XML auf (2) und legt diese an einen frei wählbaren Ort ab.


In den Einstellungen kann auch spezifiziert werden, welche Angaben im Text wie interpretiert werden soll.


Auch die (Windows only-)Literaturverwaltung citavi bietet eine solche Web-Integration, die aber anders funktioniert: hier werden markierte Daten extrahiert, bzw. in bestimmten Literatur-Datenbanken abgefragt und die dort gelieferten Ergebnisse in die Datenbank aufgenommen.

Was fehlt? Eine Literaturverwaltung nur auf dem Netz? Gibt es auch: zum Beispiel Bibsonomy (auch schon hier kurz erwähnt), das stark an den Social Bookmark-Dienst de.licio.us erinnert (von wo auch Einträge samt Tags importiert werden können, habe ich mal gemacht). Dort können auch Literaturangaben erfasst und ge-„taggt“ werden. Auch Import und Export in verschiedenen Formaten sind möglich; so habe ich Zotero-Einträge im BibTex-Format exportiert und in Bibsonomy eingelesen.

P.S.: natürlich gibt es noch weitere gute und sinnvolle Literatur-Verwaltungsprogramme. Wer will, darf seine Favoriten in die Kommentare schreiben.

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