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HOK Lesen/Schreiben: Wo ist das „Persönliche“ am PC – oder: vom Auftauchen des Neo-Netzwerk-Computers

Zwei Ereignisse führen zu diesem Eintrag, der eine Erkenntnis erst einmal ahnen lässt:

Zum Einen die Erfahrung im Gespräch mit dem IT-Verantwortlichen unserer Hochschule. Bislang habe ich die Hochschulen (bzw. vor allem die Universitäten) als relativ flexibel und offen in den IT-Fragen erlebt (relativ…). Man konnte seine Plattform, seine Ausstattung, sein Modell, seine Software-Ausstattung auswählen und hatte dennoch gute Möglichkeiten, mit auftauchenden Support-Anliegen auf offene Ohren zu stossen. Aber das waren wohl noch die Zeiten, als die IT-Mittel für Technik und Personal unter dem Motto „Schulen ans Netz“ und „Wir müssen das Bildungswesen fürs 21. Jahrhundert fit machen“ noch reichlich flossen. Dies scheint nun bereits Geschichte zu sein.

Nun gilt es, IT-Infrastruktur kostengünstig zu führen und zu pflegen. Sonderwünsche sind support-aufwendig, daher teuer, daher nicht mehr zu haben, ausser man kann dringlichen Bedarf anmelden und beteuert mit mehrfacher Unterschrift (zugespitzt formuliert), dass man sämtliche Folgen selber trägt.

Diese Harmonisierung geht ja über Plattform-Fragen (Mac/Win) oder Software-Ausstattungen (Office oder Alternativen) hinaus. Weil die IT-Infrastruktur immer komplexer wird (Kompatibilität von Funknetz-Treibern, Software-Verträglichkeit mit Drucker-Abrechnungs-Systemen usw.), wird immer mehr auch das konkrete Modell und die konkrete Installation von der IT-Abteilung vorgegeben. Anpassungen/Änderungen nur auf eigenes Risiko. So treibt man dem Computer das „Persönliche“ aus (sofern man nicht die Auffassung vertritt, dass das P in PC sowieso nur ein Marketing-Trick war – hat aber bei vielen PC-Bastlern recht gut funktioniert). Vielleicht ist nun eben der Moment gekommen, wo der Computer einfach auf dem Niveau eines Kopiergerätes angekommen ist: ist ja wurscht wie, Hauptsache er tut.

Nun kommt (andererseits) Google ins Spiel (und eigentlich überhaupt das schillernde Konzept von web 2.0). An einer Tagung über wirtschaftlichen Potentiale von web 2.0 in San Francisco wurde die Strategie von Google gedeutet, das sich in letzter Zeit mit dem Zukauf zahlreicher Web-Anwendungen hervorgetan hat. Kern-These: Google setzt auf den „Neo-Netzwerk-Computer“. Die Kernanwendungen werden in Zukunft im Internet ausgeführt. Konkret: Texte schreiben, Tabellenkalkulationen zusammenschustern, Präsentationen planen, Daten ordnen werden wir in Zukunft in einem Browser-Fenster – egal, ob wir uns im Büro befinden, zuhause oder in einem CyberCafé, am Rechner eines Kollegen an einer Tagung, unterwegs mit dem Smartphone.

Wird mein „Personalisierungs“-Wunsch der digitalen Arbeitsumgebung in Zukunft im Netz befriedigt? Oder hänge ich zu sehr an „meinem PC“, den ich liebevoll in stundenlanger Arbeit konfiguriert und eingerichtet und optimiert habe? Wäre ich überhaupt bereit, mein digitales Dasein dem Netz zu überantworten? Den PC kann ich vom Internet abkoppeln, vom Stromnetz trennen, die Festplatte ausbauen – er ist physisch erkennbar vorhanden. Was ist da schon ein Web-Server in irgend einem gekühlten Server-Raum in…. Minnesota? Minsk? Ulan Bator?

Zum Schluss die obligate HOK-Frage: was hat das für Konsequenzen für die Arbeit in der Geschichtsdidaktik und Geschichtswissenchaft? Inwiefern betrifft dies die Informationsbeschaffung, -ordnung, -auswertung; inwiefern werden neuartige Quellen geschaffen, neue Kommunikations-Systeme etabliert, neue Formen der Vermittlung entwickelt? Time will tell.

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Aus der Welt der Blogs: Geschichtsblogs

Habe ich tatsächlich mal behauptet, es gäbe kaum Blogs im Bereich Geschichte? Nun, ist ja auch schon ein paar Monate her; also eine (ICT-)Ewigkeit. Denn bei AcademicBlogs (ein Wiki… aber nicht Wikipedia) gibt es ein Verzeichnis von Geschichts-Blogs. Ich schätze mal, es führt ungefähr hundert Einträge. Die meisten sind englisch, es gibt aber auch den einen oder anderen französischen oder finnischen. Deutsche habe ich bislang nicht gesichtet. Schon nur die Namen (mehr habe ich vorerst nicht gesichtet) lassen schon eine ziemliche Bandbreite vermuten: Unpopular Historian, Spinning Clio, Cliopatra (schon im Artikel von Sabine Büttner erwähnt), History on Trial oder auch It Makes A Difference To The Sheep

Immerhin hatte mich im Februar schon Herr Fischer (einer der wenigen, die bislang auf meinen Blog gelinkt haben) auf den Artikel „Were There Blog Enough And Time“ (von Cliopatra-Gründer und „Blogmeister“ Ralph E. Luker vom Mai 2005) hingewiesen. Darin werden einige der in oben genannter Liste aufgeführten Blogs erwähnt. Luker lässt aber auch Tim Burke zu Wort kommen, der fünf Gründe nennt, warum er als Historiker bloggt:

  • Because I want to introduce some unexpected influences and ideas into my intellectual and academic work. (…)
  • Because I want a place to publish small writings, odd writings, leftover writings, lazy speculations, half-formed hypotheses. (…)
  • Because I want to find out how much of my scholarly work is usefully translatable into a wider public conversation. (…)
  • Because I want to model for myself and others how we should all behave within an idealized democratic public sphere. (…)
  • Because I’m a compulsive loudmouth.

Das kann ich alles unterschreiben, auch wenn mein Hang zum Understatement mir verbietet, mich als compulsive loudmouth zu bezeichnen; quite a loudmouth müsste da reichen. Selbstironie ist eine zentrale Voraussetzung für das Führen eines Blogs, wie mir scheint – neben Lust zur Selbstdarstellung, of course.

Literatur

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HOK Lesen/Schreiben: Blogs in einer Geschichts-Lehrveranstaltung der Universität Wien

Am Institut für Geschichte der Universität Wien, das schon mit dem Online-Lehrgang zum (geschichts-)wissenschaftlichen Arbeiten „Geschichte Online“ und dem preisgekrönten und eben bei H-Soz-Kult besprochenen Web-Projekt past.perfect sein Interesse an Internet-gestützter Lehre kundgetan und belegt hat, findet im laufenden Wintersemester die erste mir bekannte Lehrveranstaltung der Geschichtswissenschaften im deutschen Sprachraum statt, die mit Blogs arbeitet.

Die Studierenden sind angehalten, während des Semesters die Ergebnisse der Online-Phasen der Blended-Learning-Veranstaltung individuell in Blogs zu dokumentieren. Das Thema des Kurses lautet (etwas selbstreferentiell) „Neue Medien in der Geschichtswissenschaft“, wobei in erster Linie das Internet mit seinen verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten gemeint ist.

Noch ist das Semester zu jung, um abschätzen zu können, inwiefern der Einsatz von Blogs zu neuen Erkenntnissen beitragen kann. Das inhaltliche Programm ist jedenfalls geeignet, Vergleiche zu anderen Kursen mit ähnlichen Inhalten zu ermöglichen. Besonders gespannt bin ich auf die Reflexionen zum Ende der Veranstaltung.

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HOK Schreiben: Praxis-Test in Ljubljana

Ich nutzte meinen verlängerten Wochenend-Ausflug nach Ljubljana, um einen Praxis-Text bezüglich meiner Historischen Online-Kompetenz durchzuführen.

  1. Ein geeignetes Projekt auswählen: Der Reiseführer (Lonely Planet, I admit) hob das National Museum of Contemporary History of Slovenia als Highlight hervor. Das wollte ich mir ansehen und dokumentieren.
  2. Daten erstellen: ich fotografierte und filmte mit einer kleinen Canon Ixus 50, die mir Film-Aufnahmen (samt Ton) in Kleinbild-Qualität erlaubte (aufgrund beschränkten Speicherplatzes auf meiner Speicherkarte nicht länger als zweimal eine Minute).
  3. Daten bearbeiten: Die Filmchen kamen als AVI-Dateien relativ schmerzlos auf meinen Rechner, mussten aber noch von über 100 MB grossen Dateien in kleinere MP4-Dateien umgewandelt werden. Das gelang mir mit meinem Quicktime-Player. (Die Fotos bearbeitete ich in iPhoto und speicherte sie in kleiner Auflösung ab).
  4. Bei YouTube galt es einen Account zu eröffnen und die Dateien hochzuladen. Das stellte sich als nicht allzu schwierig heraus (wenn man vom Formularkrieg inkl. Bestätigungsmail beim Eröffnen des Accounts einmal absieht) – hier ist der zweite Kurzfilm von mir bei YouTube. Freundlicherweise stellt YouTube gleich nach dem Hochladen den HTML-Code zur Verfügung, um das Filmchen in der Website (oder dem Blog) der eigenen Wahl zu veröffentlichen, bzw. einzubinden.
  5. Zu guter Letzt bleibt dann aber noch die Frage des Urheberrechts: Darf ich das überhaupt publizieren?
  6. Und schliesslich (selbstkritisch): wirklich top-historisch-online-kompetent wäre ja das Filmen und anschliessende Hochladen mittels Mobil-Telefon gewesen. Aber selbst das Bearbeiten der Dateien auf dem hoteleigenen Rechner traute ich mir nicht zu, bzw. schreckte davor zurück, mit den fremden Einstellungen des Rechners kämpfen zu müssen, darum wissend, dass der Euro-Zähler für unerbittlich läuft – denn kostenlos war die PC-Benutzung nicht. Aber es gab W-Lan im Hotel Emonec (Zwei-Sterne-Klasse für 70 € das Zimmer) und man konnte für 10 € einen Tag lang ein Laptop mieten. Immerhin. Aber so ernst wars mir dann doch nicht mit dem Praxis-Test.

Nun zu den Inhalten. Video 1:

Es handelt sich um einen Video-Schnappschuss einer sehr aufwändigen Tonbildschau (was für eine anrührend altmodische, aber noch immer sehr eindrückliche Technik) mit Bildern und Tönen zum Thema „Slowenien im 2. Weltkrieg„. Zu sehen sind (oder wären) vor allem Partisanen, zum Teil als Gefallene im Schnee (erster Teil, mit Lichteffekten und Kriegsgeräuschen), aber auch in Gruppenfotos beim Essen oder einfach beim Warten (zweiter Teil, mit Volks- und Chormusik unterlegt). Präsentiert wurde das Ganze in einem 360 Rundum-Panorama von 11 Projektoren auf den Wänden oberhalb des hier unten zu sehenden, klassisch anmutenden Vitrinen-Arrangements.


Im Erdgeschoss war eine Sonderausstellung zu sehen, die anlässlich des 15-Jahr-Jubiläums der slowenischen Unabhängigkeit die Ereignisse des Jahres 1991 darstellte (Titel: United in Victory). In der Präsentation bekam diese Erinnerung eine stark kriegerische Note: überall waren Waffen zu sehen, eine riesige Stabs-Karte mit eingezeichneten Truppenbewegungen und Menschen in Uniformen. Das liegt aber vielleicht nicht nur daran, dass in der Erinnerung der Slowenen die Loslösung von Jugoslawien fast zu einem Blutvergiessen geführt hätte, sondern hat wohl auch damit zu tun, dass die Erringung der Unabhängigkeit vor allem eine parlamentarisch-diplomatische Leistung war, dass ausser Männern in Anzügen, die vor laufenden Kameras Schriftstücke unterschreiben, Hände schütteln oder bedeutungsvolle Worte in die Mikrofone sprechen, wenig Anschauliches zu bieten hatte. (Wobei anzufügen wäre, dass gerade der slowenische Verband der Polizei-Veteranen sich beschwerte, dass im begleitenden Film die Rolle der Polizei bei der Erringung und Sicherung der Unabhängigkeit zu wenig deutlich, ja unterschlagen werde).

Das Video zeigt in einem 60-Sekunden-Schnelldurchlauf durch die Ausstellung die Anfänge der Demokratisierung (erste zwei Räume), die Bedrohung durch Jugoslawien nach der beschlossenen Unabhängigkeit (mittlere Räume) und die Entwicklung der Symbole des unabhängigen Sloweniens (im Mittelpunkt der Text der Nationalhymne, letzter Raum).

Zur Einstimmung ist beim Eingang des Museums, dass sich in einem wunderschönen Stadtpark befindet, ein Panzer zu sehen (wie auf dem über dem Eingang hängenden Plakat, das die Sonderausstellung bewirbt). Die Kinder scheint das, wie so oft, nicht weiter zu beeindrucken, sie nutzen das Ding als Klettergerüst.


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HOK Lesen/Schreiben: Von Aggressionen und Aggregatoren

Der Fall einer belgischen Zeitung, die sich gegen die ungefragte Verwertung durch GoogleNews wehrt, weist auf eine bemerkenswerte Eigenschaft der Internet-Gesellschaft. Die Aggregation von Daten, die von anderen erstellt worden sind, wird zu einem Mehrwert generierenden (und damit Profit abwerfenden) Service. Google programmiert die Suchmaschinen, welche die Websites der bekannten Zeitungen abgrasen, lässt die Inhalte gescheit darstellen und kassiert für diese Aggregation eine Menge Werbegeld, dass den Produzenten der Informationen fehlt.

Auf dieses Ungleichgewicht der web 2.0-Ökonomie weist auch Geert Lovink in seiner kritischen Würdigung „Kein Zugriff“ hin (Zusammenfassung seiner kommenden Publikation bei „Jungleworld„). Er zeigt das Prinzip auch anhand community-basierter Aggregations-Leistungen auf. Die Tagging-Funktionen habe nicht nur strukturierenden Nutzen für die angemeldeten User einer Community. Sie lassen auch Profilierungen und Marktstudien zu. Wikipedia (um noch einen Schritt weiter weg von den technischen Aggregations-Definitionen zu gehen) ist nicht nur eine Gratis-Dienstleistung, die locker alle bezahlten Modelle der Wissensaggregation (Lexika) punkto Popularität aussticht – es ist auch ein Rekrutierungsfeld für Autor/innen, die sich bereits profiliert haben und nun in anderen Projekten genutzt werden können. Wikipedia ist auch eine beliebte Quelle für so genanntes DataMining: das Auswerten der Datenbestände mit verschiedensten Fragestellungen.

Bei Google kann man noch der Meinung sein, es handle sich um eine Produktivitätssteigerung bei der Datenverwertung, wie dies die Mechanisierung und Informatisierung bei der Produktfertigung im 19. und 20. Jahrhundert war. Doch bei den Geschäftsideen im web 2.0 wird mit dem Community-Effekt günstig produziert, dank Idealismus, Altruismus, Spieltrieb, Exhibitionismus. Jüngstes Beispiel ist der Versuch von Google, mit einem Online-Game durch die Community seine Bilddatenbank beschlagworten zu lassen. Wikipedia ist zwar im Gegensatz zu Google (und anderen web 2.0-Firmen) ein Non-Profit-Unternehmen. Doch es generiert auch ziemlich viel Geld – durch Spenden. Davon können einige Leute leben, nicht zuletzt Gründer Jimmy Wales. Doch weitaus wichtiger: die Wikipedia-Community beschert dem Wikipedia-Gründer wertvolle Aufmerksamkeit, die er auch für kommerzielle Projekte (wie Wikia) nutzen kann. Letztlich geht es bei Projekten wie bei Wikipedia nicht nur um die Frage der wissenschaftlichen Güte der gemeinschaftlich-ehrenamtlich erstellten Inhalte. Es ist auch eine Verdrängung bezahlter Professionals durch idealistische Freiwillige.

Zuletzt noch ein gewagter Schlenker in die akademische Welt. Wer die Bedeutung des Aggregations-Prinzips für das web 2.0 verstanden hat, und sieht, wie dieses Prinzip bei Google, Flickr, Wikipedia und in privaten Blogs zur Anwendung kommt, staunt nicht mehr darüber, dass mit den Nutzer/innen des web 2.0 auch Copy/Paste-Verhalten und Plagiats-Vergehen in den Universitäten Einzug halten. Doch einfach nur ein sorgloses Umgehen mit fremdem geistigen Eigentum bei den jungen Studienanfängern zu beklagen, greift zu kurz. Was wird denn von Ihnen verlangt – und was haben Sie für Vorbilder?

In einem zunehmend verplanten und modularisierten, auf Leistung (= in Credits messbaren Output) getrimmten Bologna-Hochschul-System kann es nicht überraschen, dass die Aufgaben im Grundstudium oft einfachen Aggregationen gleichen. „Fassen Sie zusammen!“ ist als wissenschaftliche Herausforderung so dürr, dass es zum Copy/Paste einlädt. Stattdessen wären klare Fragestellungen zu verlangen, bzw. auch zu vermitteln, was eine klare Fragestellung ausmacht und wie diese eine wissenschaftliche Arbeit schon grundlegend strukturieren kann. Denn: auch wer sauber ein Zitat nachweist, muss es noch lange nicht gelesen oder gar verstanden haben.

Generell sollte nicht nur mit dem Argument der wissenschaftlichen Redlichkeit (keine fremden Erkenntnisse als eigene ausgeben) gearbeitet werden. Denn oft sind die Vorbilder nicht so vorbildlich, wie sie sein sollten: Auch bestandene Akademiker werden immer öfter beim Tricksen und Klauen entlarvt – nicht immer mit Konsequenzen. Und ist eine Paraphrase nicht oft einfach eine elegante Vermeidung des offensichtlichen Bekenntnisses, dass einem selber nichts Besseres eingefallen ist, man dies aber elegant in eigene Worte fassen kann?

Immerhin, und dies sei hier auch erwähnt, kann nicht genug auf die lernpsychologische Wirkung des epistemischen Schreibens hingewiesen werden: Sachverhalte besser verstehen, indem man sie verständlich niederzuchreiben versucht.

Zu den Argumenten der Redlichkeit und der Lernpsychologie kommt auch noch jenes der Urheberrechte: man ist in der Regel nicht befugt, ohne Nachweis längere Passagen aus Werken anderer abzuschreiben/ zu kopieren. Hier gilt jedoch zu beachten, dass die GNU Public License die bestehenden Regeln verändert. Aus Wikipedia darf ohne Zitatnachweis wörtlich zitiert (auch in beliebig abgeänderter Form) werden – solange das Ergebnis auch der GNU Public License untersteht und frei weitergegeben und weiter bearbeitet werden kann.

Noch zum Titel: Angesichts der starken Überzeugungen, die zur Disposition stehen (Konzepte der Wissenschaftlichkeit), und der ökonomischen Realitäten (Wer bezahlt und wer kassiert?) wundert mich der zuweilen scharfe Ton nicht, mit dem über die „schlimmen Entwicklungen“ des Internets – und des web 2.0 als Untermenge davon – hergezogen wird. Aber bleibt nur Euphorie, Fatalismus oder Beklagen?

Literatur:

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HOK Lesen/Schreiben: Visualisierungen

Kollege Beat Döbeli interessiert sich für Visualisierungs-Techniken (und -Anwendungen) bei Lehr/Lernanwendungen von ICT. Was im Hinblick auf Geschichte eine nette Fussnote abzugeben scheint, ist meiner Ansicht nach ein Trend, der durch ICT noch verstärkt werden wird.

Es geht nicht nur darum, dass ständig neue Quellenbestände und sogar neue Quellengattungen dank ICT auftauchen. Dabei geht es nicht nur darum, dass neue Formen der Interaktion auch neue Forschungsfragen an neue Quellen ermöglichen. Dazu zähle ich etwa die Manipulation von Internet-Communities, bzw. Umgang oder Spiel mit neuen Medienformen, wie das Beispiel des Wirbels um lonelygirl15 auf YouToube aufzeigt, aber auch die Möglichkeiten von Google Earth, hochauflösendes Kartenmaterial mit unterschiedlichen Themen zu belegen, neustes Beispiel: Umweltdaten.

Die Digitalisierung erlaubt es zunehmend, Ton- und Bildquellen aber auch bewegte Bildern immer einfacher in Darstellungen zu integrieren. Wenn es mittlerweile fast jedermann möglich ist, auf eigene Faust Filmchen zu drehen (YouTube) oder einen Dokumentarfilm am Computer zu produzieren (LooseChange) – wie lange geht es, bis Studierende in Geschichte ihre Seminararbeiten als kurze Filmdokumentationen oder als Podcasts (genauer: MP3-Sprachdateien) abgeben? Diese Darstellungsformen mit den Anforderungen an Wissenschaftlichkeit zu verbinden, ist wohl eine ziemliche Herausforderung – aber ist es unmöglich oder undenkbar?

Verändert sich auch unser Zugang zu Informationen von text- zu bildbasierten Navigationssystemen? Eine solche Vermutung hatte ich schon bei der von Apple vorgestellten Backup-Software „TimeMachine“ angestellt; die neue „Blätter“-Funktion in der Medienverwaltungs-Software iTunes (siehe Bild) bestärkt mich darin. Werden wir in Zukunft vermehrt auch online durch visualisierte Buchdeckel „blättern“, während unten eine kurze Zusammenfassung und die Metadaten angezeit werden – und ein Knopf, mit dem wir den Download auslösen können?


Schliesslich haben Visualisierungsmöglichkeiten auch Auswirkungen auf die Art und Weise, wie komplexe Zusammenhänge dargestellt werden können. Die Suchmaschine Kartoo sei hier als Beispiel genannt. Aber gerade in Geschichte wird viel mit Schaubildern gearbeitet, um Strukturen und Prozesse darzustellen – Zeitleisten sind vielleicht die einfachste und grundlegendste Form.

Noch denken wir über Möglichkeiten nach, Texte kollaborativ zu erstellen. Doch wie weit ist der Schritt zum kollaborativen Erstellen von visuellen Darstellungen, der gemeinsamen Erstellungen von Zeitleisten, Grafiken, Filmen?

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HOK Reden: Informelles Lernen mit ICT und web 2.0 – und seine Folgen

In Beats Blog wurde ich aufmerksam auf einen ca. 30 Minuten langen Video-Beitrag von Nigel Paine, Head of BBC Learning and Development, der die Nutzung und Bedeutung von Blogs, Wikis und Podcasts bei der BBC beleuchtet. Besonders haften geblieben ist mir seine Aussage, wonach Blogs und Wikis das informelle Lernen fördern, dabei aber auch auf Lücken aufmerksam machen, die wiederum zu einem bewussteren Umgang mit formellem Lernen führe. In Anbetracht des Umstands, dass Menschen ihre eigenen Kompetenzen oft überschätzen („Unskilled and Unaware of It“ von Justin Kurger und David Dunning; auch via Beats Blog, merci!), müssen Blogs und Wikis direkt als segensreiche Erfindungen angesehen werden – wenn sie denn wirklich zu der Einsicht verhelfen, dass man sein Wissen ausbauen muss – und dazu beitragen, diese Einsicht auch in die Tat umzusetzen.

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HOK Lesen/Schreiben: Social Annotation

Noch eine Errungenschaft von Web 2.0: ein Dienst, der zunächst wie eine weitere offene Bookmark-Verwaltung daher kommt, aber mit neuen technischen Mitteln (und in einem neuen User-Umfeld) die Idee der Annotationen aufbringt: diigo. Ich bezweifle, ob die Zeit jetzt für diese Anwendung reif ist – eine ähnliche Idee (Anmerkungen auf Websites anbringen) ist in den 90er Jahren gescheitert. Aber möglicherweise ändern sich unsere Arbeitsgewohnheiten im Laufe der Zeit doch dahingehend (wie Kevin Kelly prophezeit), dass wir im Internet Schnippselchen zusammentragen und überall unsere Anmerkungen anbringen – und einen grossen Teil davon wohl (wei bei den Offline-Anmerkungen) wieder vergessen. Immerhin können die Annotationen für andere Anwender unsichtbar angebracht werden – das ist ein Vorteil gegenüber den Bleistift-Spuren in Bibliotheks-Büchern (die zuweilen interessant sein können, mich aber doch in der Regel stören).

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Aus der Welt der Wikis: Wikipedia bittet darum, nicht zitiert zu werden

Der Begründer von Wikipedia, Jimmy Wales, hat (laut CNet) in einer Rede vor College-Studierenden darum gebeten, dass diese Wikipedia nicht mehr zitieren sollen. Er erhalte wöchentlich etwa zehn Mails von enttäuschten Studierenden, die darüber klagen, dass ihre Dozenten die Nachweise nicht akzeptiert hätten. Wales hält die Verwendung einer Enzyklopädie (auch einer gedruckten…) ohnehin nicht sonderlich geeignet für eine wissenschaftliche Referenz. Er erwägt sogar das Bereitstellen eines Fact-Sheets, das die Zielsetzung von Wikipedia erläutert (und seine beschränkte Tauglichkeit für wissenschaftliche Zwecke), das von den Dozenten an die Studierenden abgegeben werden könnte. Bis dahin gibt es zumindest eine Liste mit „Frequently Asked Questions“ zur Nutzung von Wikipedia in Schulen (und auch Universitäten – leider noch nicht auf Deutsch).

Ob sich die Studierenden nun nicht mehr auf Wikipedia stützen oder dies einfach nicht mehr in ihren Arbeiten nachweisen, würde mich brennend interessieren!

Nachtrag: Ok, ich gestehe es ein, ich war nicht ganz auf der Höhe: Schon letztes Jahr (anlässlich der Seigenthaler-Kontroverse) meinte Jimmy Wales, Wikipedia (oder überhaupt Enzyklopädien) sollte nicht zitiert werden.

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Neues aus der Welt der Wikis: Wiki auf dem Weg in den Mainstream?

Technology Review berichtet davon, wie verschiedenen Startup-Unternehmen versuchen, Wiki in den Mainstream zu bringen und damit Geld zu verdienen. Wikis sollen demnach so einfach und populär werden wie Blogs, die Online-Tagebücher. Die Firma Wetpaint beispielsweise bietet eine Umgebung, in der sich Interessierte auch ohne Wiki-Kenntnisse ein eigenes Wiki zusammenschustern können: Template-Wizards sind ebenso vorhanden wie clevere Helferlein, die beim Formatieren und Verlinken helfen. Allerdings können (wie bei anderen Wikis übrigens auch) nicht alle Teile eine Seite editiert werden.

Im Gegensatz zu Writely.com (wir hatten es schon mal davon), das vor allem auf das gemeinsame Verfassen von Texten abzielte (mittlerweile von Google gekauft und im Ruhezustand bis Juli – wenn man dem writely-blog glauben schenken darf), bietet Wetpaint wirklich eine Einfach-Version von Wikis: Websites, die von Gruppen hergestellt und gepflegt werden können. Hier verschwimmen die Grenzen zu Blog-Angeboten und zu einfachen Ausprägungen von Web-Content Management Systemen (die aber von Mainstream-Usern noch nicht selber installiert und konfiguriert werden können). Vielleicht wird das in nicht allzu ferner Zukunft ohnehin konvergieren.

Doch letztlich bleibt die Frage, ob das Angebot von Wetpaint oder anderen Konkurrenten attraktiv und einfach genug und das Bedürfnis der Mainstream-User nach kollaborativem Arbeiten auf dem Netz wirklich gross genug ist, um diesem Business-Modell Grundlage zu bieten.

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Aus der Welt der Wikis: Siemens „korrigiert“ Wikipedia

Mittlerweile ist es nur noch ein Kleinmeldung wert, wenn Chefs ihre Mitarbeiter den sie betreffenden Eintrag in Wikipedia korrigieren lassen (beispielsweise Abgeordnete des US-Kongresses). Neuster Fall: Vorstandsvorsitzender der Siemens AG, Klaus Kleinfeld. Immerhin geben sich die Siemens-Mitarbeiter beim Versuch, die Firmenversion durchzudrücken – will sagen, zu editieren – als Angestellte der Firma zu erkennen. Was auf den ersten Blick etwas gar naiv-ehrlich erscheint, ist doch ein Hinweis darauf, dass auch das „Big Business“ den Image-Wert eines Wikipedia-Eintrages erkannt hat. Zuerst kommen die offen agierenden Mitarbeiter, später vermutlich von Spin-Doctors eingesetzte „Freiwillige“ – irgendwann wird eine Firma versuchen, sich das Editionsrecht zu Artikeln, die sie betreffen, vor Gericht zu erstreiten. Das klingt jetzt zynisch und plutokratisch-kulturpessimistisch – doch immerhin ist die Wikipedia-Community noch in der Lage, sich diesen Beeinflussungsversuchen zu widersetzen.

Schliesslich ist die Geschichte auch ein schöner Beleg für ein Argument, das in der Besprechung meines Referates an der hist06 Erwähnung fand.

Genau diese minutiöse Buchführung der Wiki-Systeme über sämtliche Veränderungen könnte ein wichtiger Faktor für die Akzeptanz von Kollektiv-Autorschaften in den Geisteswissenschaften werden. Wenn der Anteil eines jeden Autors an einem Text stets transparent ist, fällt vielleicht auch der Verzicht auf die alleinige Autorschaft nicht mehr so schwer. (Daniel Burckhardt)

Zwar geht es beim Beispiel von Siemens-Chef Kleinfeld weniger darum, dass die Autoren ihre Ansprüche auf die Autorschaft abtreten. Doch die Transparenz des Schreibprozesses ist ein Aspekt von Wikis, die sie zu einem interessanten Gegenstand für die Historische Online-Kompetenz machen. Die kompetenten Leser/innen können sehr wohl ausfindig machen, welche Teile eines Textes von welchen Autor/innen stammen. Und sie können darauf vertrauen, dass ihre Anteile auch kenntlich werden und bleiben.

Literatur?

Übersicht: Aus der Welt der Wikis

Aus der Welt der Wikis: Wiki meets Business & Projekt Wikinger

Nur um die allfällige Einschätzung zu korrigieren, Wikis seien lediglich ein Instrument von Akademiker/innen, Ausbilder/innen und ehrenamtlichen Wissensarbeiter/innen: Ein Bericht der Internet-Week schildert das wachsende Interesse verschiedener Firmen, Wikis für die unternehmensinterne Kommunikation einzusetzen.
Das Wikis nicht ausschliesslich für Projekte eingesetzt werden, bei welchen sich buchstäblich alle beteiligen können (wie bei Wikipedia), zeigt auch das Projekt „Wikinger„. Dabei handelt es sich um den Versuch, einer geschlossenen Gruppe von mehreren hundert Wissenschaftler/innen ein Werkzeug an die Hand zu geben, um gemeinsam Texte zu bearbeiten und zu entwickeln. Dabei sollen auch Technologien des semantischen Webs eingesetzt werden, um das System für Suchabfragen intelligenter zu gestalten. Das soll laut Heise-Meldung folgendes ermöglichen:

Im Gegensatz zu Suchmethoden, die nach bestimmten Zeichenketten fahnden, jedoch „blind“ für deren Inhalt sind, bewältigen semantische (bedeutungsorientierte) Ansätze Suchaufgaben, wie sie zum Beispiel bei der Suche nach Synonymen (verschiedene Strings mit gleicher Bedeutung) oder unter umgekehrten Vorzeichen bei Homonymen („Bank“) entstehen.

Alles klar? Aber hier geht es nicht um die Verständlichkeit von Technik-Journalismus sondern um die Möglichkeiten von Wikis (in Verbindung mit anderen Technologien), vor allem aber darum, dass dieses interessante Projekt wie gesagt für geschlossene Gruppen konzipiert ist und wir „Aussenseiter“ auf die Chance warten müssen, dass an einer Tagung mal zu Gesicht zu bekommen, oder vielleicht mal einen Gastzugang zu erhalten. Das ist eine Eigenschaft an Wikipedia, die ich wirklich schätze: Da kann jeder das Konzept studieren, ausprobieren sich eine eigene Meinung bilden. Viele akademische Wissensprojekte mit ICT-Untersützung bleiben einem kleinen Kreis vorbehalten. Schade, denn vielleicht ist das Sprichwort „Probieren geht über Studieren“ bei ICT-Projekten erst recht gültig.

Übersicht: Aus der Welt der Wikis

Aus der Welt der Blogs (und Wikis): Was ist ein Blog?

Das mit den Definitionen ist so eine Sache: Wann ist ein Blog ein Blog – und nicht ein Wiki? Muss da eine Trackback-Funktion eingebaut sein – oder nicht? Oder mit anderen Worten: kann man mit einem Wiki einen Blog führen? Oder ist das nur ein Möchtegern-Blog, ein als Blog getarntes Wiki? Diskussion eröffnet bei Beat Döbelis Weblog (bzw. BlogWiki).

Übersicht: Aus der Welt der Blogs – … der Wikis

HOK Reden

Die Dimension „Reden“ der Historischen Online Kompetenz interessiert sich vor allem für die Reflexion und den Austausch im Hinblick auf Nutzung von Informations- und Kommunikations-Technologien in den Geschichtswissenschaften. Was sind sinnvolle Anwendungen? Wie verändern sich Arbeitsweisen und Inhalte der Geschichtswissenschaften? Welche Auswirkungen haben die ICT auf Lehre und Forschung, aber auch auf Geschichtsvermittlung ausserhalb der Universität? (Letztes Update: 1.12.2006)

HOK Reden: Offline-Schule als Strafe für e-Learning-Versager?

Eigentlich hat sich ja auf breiter Front die Erkenntnis durchgesetzt, dass ICT wohl zu neuen Lehr- und Lernszenarien führen, aber keineswegs, wie zu Beginn befürchtet, die Schule als Ort des Lernens mit Online-Lerngängen ablösen werde. An den Hochschulen hat sich der gemischte Betrieb als „Blended Learning“ etabliert, an Schulen werden Laptop-Programme durchgeführt. Da bürstet Peter Mühlbauer bei Telepolis den Konsens gewaltig gegen den Strich, wenn er „Schule als Strafe“ postuliert, wo nur jene hinzugehen brauchen, die im e-Learning versagen. Denn in der Schule (so Mühlbauer) gehe es mittlerweile ja gar nicht in erster Linie um Wissenserwerb, sondern um die Positionierung in sozialen Hackordnungen („Bullying„). Der Verweis auf die gewaltbereiten Schüler/innen der Rütli-Schule in Berlin Neukölln darf hier nicht fehlen. Wer online versagt, so Mühlbauer weiter, solle von den übriggebliebenen Lehrer/innen Einzelunterricht erhalten – und zwar solange, bis er/sie den Stoff kapiert hat.

Ich zweifle daran, ob die Analyse treffsicher ist und ob, falls sie dies wäre, die daraus gefolgerten Schlüsse wirklich zielführend sind. Wenn nun e-Learning nur noch zuhause stattfindet, wäre zumindest das Problem des Missbrauchpotentials von Dual-Use-Geräten entschärft. Beat Döbeli weist darauf hin, dass mit vermehrtem Einsatz von PDA-ähnlichen Geräten im Unterricht auch ihre nicht mit schulischen Intentionen übereinstimmende Nutzungen ein Problem werden könnten. Wenn das fotofähige Schul-Palm zum Happy Slapping missbraucht wird, kann es ja nicht gut (wie bisher bei den privaten Mobiltelefonen) einfach verboten werden.

Übersicht: HOK Reden