Schlagwort-Archive: Geschichte 2.0

Ordnungssysteme à la web 2.0

Ein wenig spektakulärer Bericht bei CNet über eine neue Funktion einer Social-Web-Anwendung hat mir (wieder mal) das Potential von web 2.0 für wissenschaftliche Anwendungen jenseits allen Hypes gezeigt. Es geht um den Dienst StumbleUpon, der einem im Zufallsmodus Websites vorschlägt, die den bei StumbleUpon mitwirkenden Internet-Nutzer/innen interessant erscheinen. StumbleUpon bietet nun neu ein Addon ((Addon ist ein Stück Software, das die Funktionalität des Firefox-Browsers erweitert)) für Internet Explorer und Firefox an, das bei der Nutzung von Google und Wikipedia Informationen der StumbleUpon-Community in die Suchergebnisse, bzw. die Wikipedia-Seite einblendet. Weiterlesen

Digitale Information: Evolution, Revolution, Erosion?

Ein sehr schöner Kurzfilm von Michael Wesch, dem wir auch den Beitrag zu Web 2.0 (The Machine is Us/ing Us) verdanken (vor einiger Zeit hier besprochen), thematisiert die Veränderung der Handhabung von Information (insbesondere die Strukturierung und Ordnung, aber auch die Generierung und Speicherung), die auf ihre digitale Gestalt zurückzuführen ist. Kernaussage: Da die Informationen keine physikalischen Beschränkungen mehr unterworfen sind, wird die Ordnung der Informationen vielfältiger, flexibler und für jedermann einfacher zugänglich.

Also, wenn dieser Film keine Diskussion auszulösen vermag (Sollen, bzw. können wirklich Tag-Clouds von Laien die Referenzsysteme von Fachexperten ablösen?), dann weiss ich auch nicht mehr weiter. In diesem Sinne wünsche ich dem Film die von Beat Döbeli vorhergesagte „Durchreichung“ durch die einschlägigen Blogs. Denn er scheint mir die Kernfrage zu behandeln: wie organisiert die Wissengesellschaft im digitalen Zeitalter ihre Informationen? Verschwinden innerhalb kurzer Zeit die etablierten Kulturtechniken der Suche, die sich auf hierarchische Strukturierungssysteme beziehen, die einem sachlogischen Aufbau folgen und die die Informations-Recherchen entsprechend gliedern, indem sie der eigentlichen Suche die Entscheidung des Suchenden verlangen, welcher Kategorie er sein Themengebiet zuordnet? Die Volltext-Suche legt ja nach dem Trial & Error-Prinzip einfach mal los, die Strukturierung entsteht ja ad hoc beim Akt des Recherchierens aus dem Vorwissen des Suchenden und den Ergebnissen der Suchmaschinen. Es braucht keine hierarchische Struktur mehr, meint Wesch, „the links alone are enough“.

Remembering Roy Rosenzweig – digitales Gedenken

Mag es mir schon etwas ungewohnt vorkommen, dass Nachrufe in Weblogs verfasst werden (und nicht nur wie gewohnt in Zeitungen), so überrascht mich der Weblog thanksroy erst recht (via Historia i Media). Für mitteleuropäische Verhältnisse mag es seltsam anmuten, dass ein Kondolenz-Buch gleich als Weblog veröffentlicht wird. Offenbar haben die amerikanischen Kollegen hier weniger Vorbehalte gegenüber dieser Art des Gedenkens, denn der Weblog ist voll mit sehr unterschiedlichen und persönlichen Einträgen. Ich vermute, dass dieser Weblog eine Einzelerscheinung bleibt, die auf die besondere Rolle Rosenzweigs als Protagonist des digitalen Wissenschaftsbetriebs zurückzuführen ist, und gehe davon aus, dass sich Kondolenz-Blogs nicht so rasch als Formen des Trauerns und Gedenkens etablieren werden. Aber vielleicht irre ich mich auch.

Feldnotizen Geschichte 2.0: Volltext-Suche, Klicken, Vergleichen

Aus Anlass einer Podiumsdiskussion in Wien, zu der ich als Diskutant eingeladen wurde, habe ich versucht, einige Erkenntnisse aus meiner bisherigen Forschungsarbeit zusammenzufassen. Dabei interessierte mich (ausgehend von der Frage des Podiums nach der Rolle von Hypertext und digitalen Medien im universitären Alltag) als Historiker und Kulturwissenschaftler, ob Nutzungstechniken ausgemacht werden können, die die den digitalen Medien inhärent sind, also nicht von anderen Medien (etwa Büchern oder elektronischen Medien) auf die digitalen Medien übertragen werden. Natürlich interessiert mich als Didaktiker die Frage, ob daraus Schlussfolgerungen für E-Learning-Szenarien gezogen werden können. Weiterlesen

Miomi und Co, oder: Die totale, partikularisierte Geschichte (und mehr)

MiomiJonas Wegener von histucation hat unter dem Stichwort „Zeitleisten im Web 2.0“ einige Projekte vorgestellt, die einen web-2.0-Zugang zur Geschichte anstreben. Auf Webplattformen sollen registrierte Nutzer ihre persönlichen Erlebnisse entlang einer Zeitleiste eintragen. Denkt man dies zu Ende, gäbe dies eine komplette Erfassung aller Ereignisse, die Menschen auf der Welt erleben und für wichtig erachten. Einerseits ein riesiger Fundus für die Geschichtswissenschafter, andererseits aber auch Ausdruck des Traums von der zugleich „totalen“ und „individualisierten“ Geschichte. Weiterlesen

Wikipedia goes Archive!

In der deutschsprachigen Wikipedia ist vor einigen Tagen ein hübsches Portal zum Thema Archivwesen aufgeschaltet worden. Zur Vorgeschichte dieses Portals schrieb der Churer Professor für Archivwissenschaft Niklaus Stettler in der bibliothekarischen Fachliste SWISSLIB: «Im Jahre 2004 erhielt der Ausschuss e-Archiv des VSA vom Verbandsvorstand u.a. den Auftrag, das Verständnis für die Archivierung als ganzheitliche Aufgabe zu fördern und dazu insbesondere ‚Konzepte und Pläne für ein gesamtschweizerisches Archivportal‘ zu entwickeln.» Der Ausschuss entwickelte ein dreiteiliges Konzept: Zum einen sollte das Portal Zugang zum allgemeinen theoretischen und praktischen Archivwissen gewährleisten, zum zweiten sollte das Portal Zugang zu den einzelnen Archiven vermitteln und drittens schliesslich sollte das Portal auch Zugang zu den Archivalien gewährleisten. Diese Wunschliste, so Stettler, erwies sich als zu ambitioniert.

Es ist vor allem dem grossen Einsatz des Luzerner Archivars Markus Lischer zu verdanken, dass die ursprünglichen Pläne nun auf Wikipedia zumindest in einer redimensionierten Version haben realisiert werden können. Beteiligt war auch ein Team von Stettler. In einem Projektkurs hat er zusammen mit seinen Studierenden eine Ontologie zum Archivwesen erarbeitet und auf dieser Grundlage das nun aufgeschaltete Portal realisiert.

Neues Standardwerk der «Wiener Elektronischen Schule» erschienen

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«E-Learning Geschichte» heisst das neue Buch der Wiener Autorengruppe um Wolfgang Schmale: «Das Buch ist Resultat einer mehrjährigen E-Learning Praxis des AutorInnenteams, die sich auf Erfahrungen aus einer Vielzahl von Lehrveranstaltungen, aus mehreren drittmittelfinanzierten E-Learning Projekten sowie medienhistorischer Forschung stützt. Das Buch geht in positiv- wie negativ-kritischer Weise auf E-Learning an Universitäten in den historisch-kulturwissenschaftlichen Fächern (insbesondere Geschichte) ein.»

Das erste Kapitel beschreibt das universitäre Umfeld einer zukunftsorientierten E-Learning-Strategie und skizziert die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts für die universitäre Lehre im Fach Geschichte. Das zweite Kapitel widmet sich ausführlich den verschiedenen Konzepten und Formen von E-Learning und beschreibt insbesondere das Konzept einer «E-Medienkompetenz». Das dritte Kapitel («Strategische Optionen») fokussiert den universitätspolitischen Rahmen und diskutiert die Frage, wie sich E-Learning-Elemente in die Lehre integrieren lassen. Im vierten Kapitel werden einige erfolgreiche Projekte vorgestellt, darunter Geschichte Online (Wien), Ad fontes (Zürich) und pastperfect.at (Wien). Den Abschluss bildet ein Kapitel über «Die hohe Kunst des E-Learning: Das Bauen hypertextueller Gebilde». Bibliographische Angaben und weitere Informationen zum Buch gibt es bei Böhlau oder auf den Seiten der e-Medien-Strategie der Hist-Kult Fakultät der Universität Wien.

Geschichte 2.0: Geschichte lernen mit Social Software – ein Dissertationsprojekt

Seit Anfang dieses Jahres arbeite ich an einem Dissertationsprojekt, dass sich für die Zusammenhänge von Lernprozessen in der Geschichte und der Nutzung von Social Software interessiert. Ich möchte im Weblog in loser Folge (nebst den Hinweisen auf Entwicklungen und Neuigkeiten im und für den Bereich Geschichtswissenschaft und digitale Medien) über Erfahrungen, Schwierigkeiten und Erfolgserlebnisse berichten, die sich Verlauf meiner Arbeit ergeben. Weiterlesen

Individuelle Qualitätssicherung in Wikipedia: Praxisbericht

Desanka Schwara stellte anlässlich ihres Kommentars zum Werkstatt-Gespräch zu Wikipedia in den Wissenschaften eine konkrete Frage zur Qualitätssicherung in Wikipedia:

Darf ich die „Probe aufs Exempel“ machen? Lieber Jan, kannst Du mir sagen, wer die „Nymphe Hybris“ ist? Sie soll laut Wikipedia die Mutter des Gottes Pan sein. Und die „Hybriden“? Die ganzen klugen Bücher (und Menschen), die sich auf diesem Gebiet auskennen, wissen nichts davon (der grosse, der kleine und der neue Pauly nicht, alle Oxford und Cambridge Nachschlagewerke zu alter Geschichte nicht, auch einschlägige Experten nicht). Wie kann ich herausfinden, woher diese Information in Wikipedia stammt, und wie kann ich sie überprüfen? Und evtl. noch mehr darüber lesen? Das wäre echt toll.

Gut, ich habe die Frage als Aufforderung genommen, Nachforschungen zum Sachverhalt anzustellen, obwohl ich kein Althistoriker bin (oder wie sagt man den Menschen, die alte Geschichte betreiben?). Anhand dieses Beitrags möchte ich zeigen: Weiterlesen

Stichwort „secondlife“ bei c’t – und anderswo

André Kramer behandelt im Editorial von c’t 6/2007 den Hype um SecondLife und kommt dabei zu wenig euphorischen Einschätzungen und schliesst seine Erlebnisse mit folgender Bemerkung:

Aber die realen Clubs sind Freitagnacht wenigstens voll. Im Second Life gibts keine Stoßzeiten. Die natürliche Grenze liegt – serverbedingt – bei etwa 50 Leuten pro Club. Partys laufen im Schichtbetrieb. Selten sind mehr als 25 000 Avatare online, die meisten der vier Millionen haben wahrscheinlich nur reingeschaut. Die virtuelle Realität präsentiert sich menschenleer.

Ganz anders sehen es wohl die Betreiber des Blogs „2life.ch„. Dort tauschen einige SecondLife-User (vermutlich aus der Schweiz) ihre Erfahrungen und Eindrücke aus dem „anderen Leben“ aus.

Derweil nimmt auch die Pädagogik und Didaktik das Zweite Leben zur Kenntnis – die Erfahrungen sind noch etwas gemischt, aber im Grundton positiv (was im Moment nicht sonderlich erstaunt, da sich ja vor allem jene in diese virtuelle Welt vorwagen, die sich auch neue Einsichten und Möglichkeiten versprechen). Exzellent dokumentiert sind diese Projekte beim Weblog des Monats Februarhistucation“ unter dem Stichwort „secondlife„. Dort entdeckte ich (alle folgenden Links führen zu Einträgen bei histucation), dass die ETH bereits im SecondLife tätig ist (mit einem Projekt, bei dem Studierende ein virtuelles Labor aufbauen sollen), dass es bereits eine Lernsimulation zu einem geschichtlichen Thema (dem Goldrausch) gibt und dass bereits erste Erfahrungen von Vorlesungen in SecondLife vorliegen. In SecondLife mögen sich nicht sehr viele Leute tummeln; es scheint aber die Phantasie von Unternehmen und auch von Bildungs- und Forschungsinstitutionen anzuregen.

Informationsverbund Deutschschweiz (IDS) mit neuem Meta-Suchdienst

Seit Anfang dieser Woche ist unter www.informationsverbund.ch die neue IDS-Website in Betrieb. Sie bietet nebst allgemeinen Informationen zum IDS-Gesamtverbund auch die Möglichkeit zur direkten Katalogabfrage. Nebst den Katalogen der einzelnen IDS-Teilverbünde in Basel/Bern, Zürich, Luzern etc. stehen hier auch die Kataloge einiger IDS-Partner, der RERO-Gesamtkatalog sowie der Katalog der Schweizerischen Nationalbibliothek (Helveticat) für eine katalogübergreifende Suche zur Verfügung.

Ein paar erste Probeläufe ergaben, dass die Suchmaschine nicht sehr schnell ist, die Benutzer/innen-Führung aber recht gut gelöst ist und die Seiten aufgeräumt und übersichtlich sind. Nachbesserungsbedarf besteht wohl noch beim Import der Daten, die nicht immer fehlerfrei angezeigt werden (zum Beispiel gehen fehlen die Wortzwischenräume auffallend häufig bei den Titelangaben). Alles in allem aber auf jeden Fall eine erfreuliche und begrüssenswerte Entwicklung.

P.S.: Einen ganz anderen Weg geht das ambitiöse Meta-Katalogprojekt namens Dreiländerkatalog. Hier werden alle Daten vor Ort gehalten, was natürlich eine andere Geschwindigkeit bei der Suche ermöglicht. Unsere Empfehlung: unbedingt ausprobieren! Der Name ist übrigens zwar Programm, aber noch nicht Realität. Aus der Schweiz sind zumindest bis jetzt keine Daten im Katalog enthalten.

Google und die Bayerische Staatsbibliothek?

Im Börsenblatt lesen wir: „Offenbar hat der Suchmaschinenbetreiber Google den ersten deutschen Partner für sein Bibliotheks-Projekt Book Search Library gefunden. Nähere Informationen wollen die Bayerische Staatsbibliothek und Google Deutschland bei einer Pressekonferenz morgen in München mitteilen. Bisher haben sich zwölf Bibliotheken dem Projekt angeschlossen; zuletzt kam die Princeton University dazu.“ Damit wäre zu ersten Mal eine Bibliothek aus dem deutschen Sprachraum beim umstrittenen grossen Digitalisierungsprojekt von Google mit dabei. Wir sind gespannt.

Narrationen im digitalen Zeitalter

Der folgende Beitrag fasst meine Ausführungen während der Tagung „Das Internet als Raum des historischen Lernens“ noch einmal in geraffter Form zusammen. Er befasst sich mit der Rolle, die Narrationen im digitalen Zeitalter spielen können und fokussiert auf die Situation des web 2.0, das heisst von Weblogs und Wikis.
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