Schlagwort-Archive: Archive

Seltsame Dinge im Netz, heute: ArchiveGrid

Eher zufällig bin ich auf das Angebot von ArchiveGrid gestossen und habe natürlich nachgeschaut, ob aus der Schweiz auch ein Archiv dabei ist. Nebst einigen kleineren Spezialarchiven war auch die Schweizerische Nationalbibliothek aufgelistet. Dann versucht, einige Datensätze genauer anzuschauen – Fehlanzeige. Der Zugang ist nicht frei. Also bei der Nationalbibliothek nachgefragt, wie man an die Daten herankommt, ob man da zu Ihnen nach Bern muss und wieso der Zugang auch über eine der Universitäten nicht funktioniert. Ratlosigkeit bei der Bibliothek: Man habe eigentlich ArchiveGrid aktiv keine Daten zur Vefügung gestellt, das müsse über einen der eigenen Partner gelaufen sein, offenbar sei das Einspeisen der Daten kostenlos, das Recherchieren in den kumulierten Beständen hingegen nicht. Seltsames Businessmodel von ArchiveGrid, dachte ich mir: Fremddaten fremdeinspeisen zu lassen. Man werde der Sache aber nun nachgehen, versprach mir die Bibliothek. Wir bleiben dran.

P.S.: Man ahnt es natürlich: Hinter der Geschichte mit ArchiveGrid stecken die einschlägig bekannten Macher vom OCLC.

Archive auf, Archive zu …

Die israelische Tageszeitung Haaretz vermeldete heute, dass Premierminister Benjamin Netanyahu verordnet habe, die Schuzfristen für Archivalien von 50 auf 70 Jahre zu verlängern (via Inetbib). Für ein Land, das vor 62 Jahren gegründet wurde und wieder einmal leidenschaftlich seine Entstehungsmythen debattiert, ein nicht ganz folgenloser Entscheid.

Fast zeitgleich stiess ich auf die Meldung, dass das National Declassification Center Washington kürzlich seinen ersten Bericht publiziert habe (via Erich Hennekam auf Twitter). Das National Declassification Center (NDC) hat die Aufgabe, Archivmaterial, bei dem es keinen Grund gibt, es weiterhin unter Verschluss zu halten, frei zu geben. Das NDC ist eine neu eingerichtete Stelle, die auf die Initiative von Obama eingerichtet wurde. Innert einem halben Jahr wurden 8 Millionen Seiten gesichtet und zum Teil deklassifiziert. Das ist nix für Bibi Netanyahu.

Collecting History Online as Web 1.5

One of the ways that digital technology is supposed to change the practice of history is through the collecting and preserving of historical content online. To be sure, millions upon millions of historical texts, images, and digitally reproduced artifacts have already been made available (and presumably preserved) on websites around the world.

But what about the collecting of historical content through open interface archives–archives that invite the public to deposit materials in their collections, either historical artifacts that individuals own and are willing to share, or „history as it happens?“ The open nature of the collecting process–one where anyone can deposit virtually anything into the archive–raises many questions for historians and archivists about the nature of archives themselves. But these sorts of projects can also raise difficult questions for the creators and managers of the projects. In a recent essay, my colleague Sheila Brennan and I try to make sense of at least a few of the lessons we learned in our work on one such project. Weiterlesen

Der Fall der Berliner Mauer – ein TV-Ereignis

mauerfalltagesthemen

Wo wir schon das Thema „Fernseh-Archive im Internet“ angeschnitten haben: Viele kennen die eingängige Phrase „the revolution will not be televised“; nur wenige wissen, dass es der ausgefallene Jazzer Gill Scott Heron war, der diese Aussage 1970 in seinem gleichnamigen Song prägte.

Der Satz ging mir durch den Kopf, als ich letzten Montag eher zufällig den (offenbar seit Monaten angekündigten) Spiel-Dokumentarfilm „Schabowskis Zettel“ sah. Gesetzt den Fall, wir gestehen dem Fall der Mauer die Bezeichnung Revolution zu: Inwiefern ist diese Revolution (anders als von Gill Scott Heron behauptet) doch im Fernsehen übertragen, ja sogar vom Fernsehen massgeblich beeinflusst worden? Und: was können wir zu dieser Frage 20 Jahre später im Internet ausfindig machen? Weiterlesen

Fernseh-Archive im Internet

fernseharchive

Kollega Haber stellt die obligate Frage: Was hat der Beitrag „Das bisschen Haushalt…“ von Kollega Hodel mit … (in diesem Falle „digitalen Medien“) zu tun? Diese Frage kann (und soll) nicht unbeantwortet bleiben.

Bei der Recherche für einen Handbuch-Artikel hab ich eine Antwort auf die Frage gesucht, ob und wie alte Fernseh-Beiträge im Internet aufzufinden sind. Nun, es gibt eine einfache und eine etwas kompliziertere Antwort. Die einfache Antwort (und da wären wohl die Meisten selbst darauf gekommen) lautet: YouTube. Hier findet sich fast alles, was irgendwann einmal gesendet worden ist – Tausenden von Usern, die sich nicht um Urhebberrecht scheren, sei dank. Allerdings lassen Bild-Qualität und Zusatzinformationen (Stichwort „Metadaten“) zuweilen doch arg zu wünschen übrig. Die kompliziertere Antwort (auch das haben sich wohl die Meisten schon gedacht): Das Archiv-Angebot der TV-Stationen lässt (noch?) zu wünschen übrig.
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Bericht zur Memopolitik der Schweiz liegt vor!

Das Bundesamt für Kultur hat seinen lange erwarteten Bericht zur Memopolitik der Schweiz veröffentlicht und interessierte Kreise zur Anhörung eingeladen. Der Bericht umreisst die Eckpunkte für «Eine Politik des Bundes zu den Gedächtnissen der Schweiz»:

Der Bericht zerstört die Illusion, der Bund sei verantwortlich für eine umfassende Regelung der Memopolitik in der Schweiz über alle Instanzen und Bereiche hinweg und weicht damit von den ersten Entwürfen einer Memopolitik ab. Der Bund ist verantwortlich dafür, dass seine Gedächtnisinstitutionen den aktuellen Herausforderungen begegnen können. Dies ist die Rolle des Bundes bei der Bewahrung des Gedächtnisses der Schweiz.

Auch hist.net ist offiziell eingeladen worden, zum Bericht Stellung zu beziehen, was uns natürlich sehr gefreut hat und selbstverständlich werden wir bis Ende August eine Stellungnahme abgeben. Gerne würden wir aber auch die Leserinnen und Leser unseres Weblogs einladen, den Bericht in unseren Kommenatarspalten zu diskutieren. Wir werden uns bemühen, diese Wortmeldungen in unsere eigene Stellungnahme einzubeziehen.

P.S.: Die wunderbare Abbildung stammt aus einer einschlägigen Vorstudie: Knoepfel, Peter / Olgiati, Mirta: Politique de la mémoire nationale, Chavannes-près-Renens 2005.