«Universal Digital Library»

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heise.de berichtet heute: «Das ‚Million Book Project‘, ein internationales, nichtkommerzielles Projekt der Carnegie Mellon University, der Zhejiang-Universität, dem Indian Institute of Science und der Bibliothek von Alexandrien, hat mehr als 1,2 Millionen Bücher digitalisiert, die nun online über die Webseite der Universal Library verfügbar sind. Digitalisiert wurden Bücher, die seit dem Jahr 1000 erschienen sind. Die meisten stammen jedoch aus diesem und dem letzten Jahrhundert, von einer halben Million Büchern ist das Erscheinungsjahr unbekannt. Nur wenige Bücher findet man bislang auf Deutsch, die überwiegende Mehrzahl ist in englischer oder chinesischer Sprache geschrieben, gefolgt von Büchern in Arabisch oder den indischen Sprachen Telugu, Hindi oder Kannada.» Kritische Annotationen zum Projekt hat natürlich bereits Klaus Graf auf Archivalia gepostet.

Das Buch der Woche: Wikipedia goes Foucault!

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Aufmerksame Leser unseres Weblogs werden es ja schon gemerkt haben: Während Kollege Hodel sich immer mehr in die didaktischen Sphären der neuen Netzwelten einarbeitet, widme ich mich seit einiger Zeit vermehrt dem intermedialen Crossover – sprich: dem Medium Buch im digitalen Zeitalter.

So kam mir unlängst – nach einem längeren Streifzug durch die Freihandmagazine unserer Universitätsbibliothek – die Idee, die Rubrik «Das Buch der Woche» hier einzuführen.

Sinn und Zweck dieser neuen Rubrik soll es nicht sein, mit ausführlichen Fachrezensionen bestehende Organe wie H-Soz-u-Kult oder Sehepunkte zu konkurrieren, vielmehr möchte ich in regelmässiger Folge und in kurzer Form auf Bücher hinweisen, die etwas abseits der grossen akademischen Felder liegen, Bücher, die mir besonders gefallen oder die mich besonders aufgeregt haben, Bücher, die man leicht übersieht oder die man einfach gelesen haben muss.

Und so möchte ich mit einem kleinen Büchlein beginnen (entstanden aus einer Magisterarbeit an der TU Chemnitz), das sich Wikipedia widmet und sich dabei einem innovativen Ansatz verschrieben hat: Mit Hilfe des Diskurskonzeptes von Michel Foucault untersucht Pentzold Wikipedia als Informationsspeicher und Diskursplattform. Damit wird die von den Wikipedianern imaginierte und mit viel Aufwand immer wieder beschworene Traditionslinie zurück zur Encyclopédie von Diderot und d’Alembert bewusst ignoriert und Wikipedia gleichsam gegen den Strich gelesen. Im Mittelpunkt der Studie steht die Beschreibung von «Aushandlungsprozessen bei der Verfertigung geteilten Wissens», was an zwei Beispielen untersucht wird. Eine innovative Arbeit, die hoffentlich die etwas frischen Wind in dier verfahrene Wikipedia-Diskussion der letzten Monate bringen wird.

Pentzold, Christian: Wikipedia. Diskussionraum und Informationsspeicher im neuen Netz, München 2007 (= Internet Research; 29).

Digital Humanities Quarterly

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Bereits sind zwei Nummern des neuen eJournals «Digital Humanities Quarterly» erschienen. Die Zeitschrift ist frei zugänglich und kennt ein Peer Review-Verfahren und möchte alle Aspekte digitaler Medien in den Geisteswissenschaften abdecken. Vorgesehen sind wissenschaftliche Aufsätze, Kommentare, interaktive Medienexeperimente, Rezensionen und ein Weblog.

Hinter der neuen Zeitschrift steckt die «Alliance of Digital Humanities Organizations», ein Zusammenschluss von vorwiegend amerikanischen Fachorganisationen, die sich mit dem Einsatz Neuer Medien in den Geisteswissenschaften beschäftigen.

Die erste Nummer von DHQ erschien im Frühling dieses Jahres und befasste sich mit einer sehr breiten Palette von Themen, wobei Fragestellungen aus dem Bereich der Linguistik sehr stark vertreten waren. Auch die zweite Nummer wartete mit zum Teil ähnlich gelagerten Themen auf, brachte aber ein paar neue Features wie zum Beispiel RSS und transparente Publikationsketten.

Wir wünschen der neuen Zeitschrift viel Erfolg und freuen uns, dass die digitalen Geisteswissenschaften immer mehr sich auch zu einem eigenständigen akademischen Feld zu formieren beginnen.

Das Buch am Ende? Am Ende das Buch!

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Die westliche Kultur ist stark geprägt vom Medium Buch. Seit dem Aufkommen des World Wide Web mehren sich jedoch Stimmen, die das Ende des Buches kommen sehen.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Medium Buch. Buchgeschichte(n) aus Basel» des Instituts für Medienwissenschaft und des Historischen Seminars diskutieren Buchexperten über Überlebenschancen des Mediums Buch in einer digitalen Gesellschaft und über Nutzen und Nachteil einer interdisziplinären Buchwissenschaft.

Diskussionsteilnehmer
Dr. Urs Breitenstein, bis Ende November Verleger des Schwabe Verlages und Präsident des Schweizer Buchhändler- und Verleger Verbandes SBVV | Hannes Hug, Direktor der Universitätsbibliothek Basel | Dr. Uwe Jochum (Konstanz), Autor zahlreicher Bücher zur Buch- und Bibliotheksgeschichte | Martin Kluge, Leiter Abteilung Wissenschaft im Schweizerischen Papiermuseum Basel und Lehrbeauftragter am Historischen Seminar der Universität Basel | Prof. Dr. Christoph Tholen, Vorsteher Institut für Medienwissenschaft der Universität Basel.

Datum
Donnerstag | 20. Dezember 2007 | 16:15 bis 18:00

Ort
Kollegiengebäude der Universität Basel | Hörsaal 119

Moderation
Dr. Peter Haber

Programm als PDF

WissKom2007: Volltexte gut versteckt

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Das ist mehr als seltsam: Archivalia vermeldet, dass der Volltext des Tagungsbandes der diesjährigen WissKom2007 in Jülich (wir berichteten) frei als Volltext erhältlich ist. Das freut uns natürlich. Weniger erfreut sind wir aber darüber, dass wir als Autoren darüber nicht informiert werden und auch auf den Webseiten des Verlags und der Tagung kein Hinweis zu finden ist.

Seminarankündigung: Die Medien der Geschichte

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Das Begriffspaar «Medien» und «Geschichte» hat seit einigen Jahren Konjunktur. Während sich die Medienwissenschaften immer mehr für die Geschichte der Medien interessieren, beschäftigen sich die Historiker zunehmend mit den Medien (und der Medialität) der Geschichte. Im Kontext dieses interdisziplinären Brückenschlages richtet sich das Augenmerk zunehmend auf historische und mediale Traditionslinien, aber auch auf Bruchstellen und Situationen des Umbruches.

In meinem Seminar im kommenden Frühjahressemester an der Unversität Luzern werden die Medien und die Medialität der Geschichte thematisiert, d.h. es wird um die Frage gehen, wie die Medien der Geschichte die Geschichtsbilder prägen und welche Veränderungen wir vom 19. bis zum 21. Jahrhundert beobachten können. Im Seminar werden wir einerseits theoretische Texte lesen und besprechen, andererseits werden wir anhand von Fallbeispielen arbeiten.

Student Life Cycle

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Dass mit den Bologna-Reformen so ziemlich alles, was mit der Universität zu tun hat, umgebaut wird, dürfte sich so langsam herumgesprochen haben. Weniger bekannt ist vermutlich, dass sich der studentische Lebenslauf – neudeutsch: «Student Life Cycle» – auch höchst originell als Metro-Plan darstellen lässt. Torsten Meyer, der hinter diesem witzigen Ansatz steckt, hatte dies übrigens an der Konferenz ihoch4 vorgestellt (auf die wir noch zurückkommen werden).

Qualitätsstandards in den Geisteswissenschaften (2)

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Unter dem vielversprechenden Titel «Diskursstile und Publikationsgepflogenheiten in den Geisteswissenschaften» begann heute morgen der zweite Tag der Berliner Qualitätstagung. Als Input präsentierte Patrick Bahners (F.A.Z.) eine Rezension einer Rezension in der Historischen Zeitschrift und leitete von diesem (wirklich nicht gerade berauschenden Beispiel) eine Krise der Rezensionskultur im deutschen Sprachraum ab, die allerdings nicht unwidersprochen blieb. Wolfgang Beck (C. H. Beck) hob das hohe Niveau der deutschen Diskussionskultur hervor und typisierte den historischen Buchmarkt mit einer klaren Klassifizierung:

Zuunterst auf der verlegerischen Wunschliste stehen Qualifikationsarbeiten (Dissertation und Habilitationsschriften), Tagungsbände, Aufsatzsammlungen und Festschriften. Sie sind kaum noch zu verkaufen und sind ein Ergebnis von Produktionszwängen, nicht von einem Bedarf.

Die nächstunbeliebte Kategorie bilden Einführungen und Studienbücher, wobei in einigen Disziplinen auf Grund der neuen Studiengänge zur Zeit ein erhöhter Bedarf an guten und aktuellen Lehrbüchern festgestellt werden kann (allerdings lassen sich mit Lehrbüchern ungefähr soviel akademische Meriten verdienen wie mit publizistischen Tätigkeiten: keine oder allenfalls kontraproduktive).

Beliebt hingegen sind Bücher mit grossen, fächerübergreifenden Fragestellungen und sehr beliebt sind «opera magna», die aber im aktuellen Universitätsbetrieb nur noch während Freisemestern entstehen würden. Solche Bücher sollen, so Beck, neue Horizonte eröffnen und sich in Inhalt und Form auf höchstem Niveau präsentieren.

Äusserst anregend war der Beitrag von Helwig Schmidt-Glitzer von der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel. Er wies – als einziger in diesem Panel – auf die Veränderungen im geisteswissenschaftlichen Publikationsverhalten und in der Publikationskultur hin, die das digitale Zeitalter auslösen wird oder schon ausgelöst hat.

Mit Blick auf die Frage der Qualitätssicherung im digitalen Kontext nannte Schmidt-Glitzer fünf Aspekte, die nicht ausser Acht gelassen werden dürfen: Der Bezug zum Objekt, der Bezug zum intendierten Leserkreis, der Bezug zum disziplinären Kanon, zum aktuellen Diskurs und – last but not least – der Bezug zu Erinnerung, das heisst die Einbettung neuer Produkte und Texte in bestehende Wissensysteme, etwa durch neuartige Verweissysteme. Dies alles zusammen, so Schmidt-Glitzer, würde wohl zu einem neuen Diskursstil führen.

:m4 – Geschichtsblog des Monats Oktober 2007

m4

Wir haben schon einmal ausführlich darüber berichtet, wie das Institut für Geschichte an der Universität Wien in seiner Lehrveranstaltung «Informatik und Medien in der Geschichtswissenschaft» die Studierenden die gestellten Aufgaben in öffentlich einsehbaren Weblogs lösen lässt. Nun wiederholen die Kolleg/innen der «Wiener Elektronischen Schule» die Lehrveranstaltung mit dem gleichen diesen Ansatz. Es wird spannend sein zu beobachten, ob die Lehrveranstaltung mit ähnlichen Erfahrungen aufwartet, wie letztes Jahr. Werden wieder die gleichen Aufgaben gestellt? Die Aufgabenstellungen selbst sind nicht einsehbar – doch aus den Weblog-Einträgen der Studierenden wird deutlich, worum es bei den Aufgaben geht. Eine erste kurze Analyse zeigt, dass die Grundlagen-Texte, die zu rezipieren sind, geändert wurden – die Fallbeispiele jedoch die gleichen geblieben sind. Mir ist noch unklar, ob die Ideen vom Ende der letzten Veranstaltung, die Aufgaben zu variieren, in diesem Durchgang umgesetzt werden. Wer die Blogs der Studierenden auf einem Blick verfolgen möchte, kann mit Klick auf untenstehendes «netvibes»-Logo eine Zusammenstellung aufrufen.

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Eckdaten

Titel: m4
URL: http://www.univie.ac.at/geschichte-M4/wordpress
Feed: http://www.univie.ac.at/geschichte-M4/wordpress/?feed=rss2
Autor/innen: Marion Romberg, Wolfgang Schmale
Region: A
Frequenz: ein bis zweimal wöchentlich

historiaimedia.org: Geschichtsblog des Monats September 2007

Historia i MediaWir haben im August schon einen nicht-deutschsprachigen Weblog zum Geschichtsblog des Monats gekürt haben, und gehen hier noch einen Schritt weiter. Wir stellen einen Weblog vor, dessen Einträge wir zur Mehrheit gar nicht verstehen.

Historia i Media ist ein Blog einer Gruppe polnischer Historiker, die sich damit auseinandersetzen, wie polnische Geschichte in den Medien, insbesondere auch im polnischen Internet, dargestellt wird. Freundlicherweise publizieren die polnischen Kollegen auch auf Englisch. Somit können wir einen Einblick in die behandelten Themen gewinnen. So wird von einem Dokumentarfilm berichtet, der das unbedachte Reden von „polnischen Konzentrationslagern“ kritisch hinterfragt, oder von irritierenden Hinweisen in wissenschaftlichen Berichten zur Geschichte Polens, in denen Wikipedia als Primärquelle angegeben wird.

Das Team scheint mit Schwung zu publizieren, wir hoffen, dass dies so bleibt.

Eckdaten
Titel: Historia i Media
URL: http://historiaimedia.org
Feed (englische Posts): http://historiaimedia.org/category/in-english/feed
Initiator: Marcin Wilkowski
Region: PL
Frequenz: mehrmals wöchentlich

Qualitätsstandards in den Geisteswissenschaften?

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Was für eine Versuchung: Ein paar Hundert Meter von der Staatsbibliothek entfernt, im neu renovierten Gebäude der Humboldt Universität am Hegelplatz, begann heute morgen ein hochkarätig besetztes Symposium zum Thema «Geisteswissenschaften und Qualitätsstandards». Ich dachte mir, Moritz Steinschneider wird es mir sicherlich nachsehen, wenn ich mir ein Ohr voll von dieser realitätsgekoppelter Wissenschaftspolitik gönnen würde und schlich mich für das 3. Panel aus der Staatsbibliothek.

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Steinschneider reloaded

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Moritz Steinschneider gilt heute als der Begründer der wissenschaftlichen hebräischen Bibliographie. Aus Anlass seines 100. Todestages organisierte die Staatsbibliothek zu Berlin zusammen mit mehreren Forschungseinrichtungen eine dreitägige internationale Konferenz in Berlin. Das scheint auf den ersten Blick ziemlich weit weg zu sein vom Themenfeld unseres Weblogs – aber das täuscht.

Steinschneider perfektionierte vor über Hundert Jahren eine Kulturtechnik, die heute einem tiefgreifenden Wandel unterworfen ist: die Technik des Bibliographierens. Interessant dabei ist, dass es sich nicht einfach um eine Automatisierung der Arbeitsschritte handelt, sondern dass sich zur Zeit etwas ganz Grundsätzliches ändert.

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Neuerungen bei weblog.histnet.ch

Tag CloudIm Zuge der Neuinstallation haben wir auch ein paar Neuerungen und Verbesserungen bei unserem Weblog eingerichtet – die zum Teil auch unseren geschätzten Leser/innen und RSS-Abonnent/innen gewisse Änderungen bei den Einstellungen ihrer RSS-Reader abverlangen. Neu verteilen wir bei unseren Einträgen intensiv Tags, die zur Bildung einer Tag-Cloud genutzt werden, die unterhalb der Detail-Ansicht jedes Eintrags zu sehen ist. Die Tags ermöglichen uns auch die Anzeige von „verwandten“ Weblog-Einträgen, die ebenfalls in der Detail-Ansicht zu sehen ist.

Um die Tags aussagekräftiger zu gestalten haben wir die Kategorien in Tags umgewandelt. Wer also einen RSS-Feed zu einer Kategorie abonniert hat, muss in der Adress-Zeile „category“ durch „tag“ ersetzen. Wir arbeiten daran, die Kategorien neu zu benennen und aussagekräftiger zu gestalten. Dies erfordert etwas Nacharbeit an unseren mittlerweile doch immerhin 458 Einträgen, daher bitten wir noch etwas um Geduld, wenn die Kategorien noch nicht aussagekräftig und die Tags noch nicht bei allen alten Beiträgen konsolidiert sind.

Vom Nutzen und Nachteil des Bibliographierens im digitalen Zeitalter

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Nächsten Dienstag beginnt aus Anlass des 100. Todestages von Moritz Steinschneider an der Staatsbibliothek zu Berlin die dreitägige Konferenz «Bibliographie und Kulturtransfer». Unter dem Titel «Vom Nutzen und Nachteil des Bibliographierens im digitalen Zeitalter» werde ich über aktuelle Entwicklungen im Bereich des kollaborativen Bibliographierens berichten. Das Abstract in deutscher und englischer Sprache sowie eine Literaturliste sind bereits im Netz, ebenso das zweisprachige Handout als PDF-Datei.