Digital verschollen – 4 Gründe

Kollega Haber mokiert sich nicht ganz zu Unrecht über meine nun längere Zeit andauernde Weblog-Abstinenz. ((Übrigens: was für ein grässliches Foto, ich habe ja schon überall Schimmel angesetzt…)) Woran liegt’s? Vier persönliche, aber irgendwie auch allgemeine Gründe:


1) Keine Zeit
Der Klassiker aller Nichts-Tun-Gründe: unverfänglich, aber auch wenig überzeugend. Denn keine Zeit hat jeder – Das kann ja wohl kein Grund sein. Oder anders: Wenn’s einem wichtig ist, dann findet man auch Zeit dafür. Und sei es am Sonntag Abend um halb zwölf. Denn: ein Buch lesen, ein Glas Wein trinken, oder ins Bett gehen…? Wenn doch in Twitter voll die Post abgeht und zig neue Blogposts gescannt sein wollen? Da bleibt nur die Diagnose: fehlendes Commitment.


2) Keine Themen
Ein zweiteiliger, irgendwie auch ambivalenter Grund. In letzter Zeit bewege ich mich in anderen Sachbereichen, die nur wenig oder gar nichts mit digitalen Medien und ihrer Verwendung für die Geschichtswissenschaft und/oder Geschichtsdidaktik zu tun haben. Soll ja vorkommen. und Kollega Haber ist da ganz scharf, dass auch ja jeder Beitrag irgendwie etwas mit Geschichte und Wissenschaft zu tun hat (wegen dem „Claim“ und so).
Andererseits – mit etwas Abstand betrachtet scheinen die Themen, über die geschrieben werden könnte, auch ein wenig abgegriffen: Noch mal verlorene Online-Privatheit und unmögliches digitales Vergessen bei Facebook und Google? Datenkrake Google, Filter Bubble, Laienschauspiel Wikipedia? Von Ferne betrachtet erscheint mir die Diskussion reichlich selbstbezüglich und – vor allem – repetitiv.


3) Keine Ideen
Dieser Grund hängt mit 2) zusammen: Die Themen mögen mir in meinen täglichen Streifzügen durch „Digitalien“ (eine sehr schöne Wortschöpfung, die ich gerne Kollega Haber zuschreiben möchte, die aber offenbar bereits früher geprägt wurde) wohl schon begegnen – und sogar wichtig erscheinen, oder zumindest witzig, interessant, amüsant, anregend. Aber mir fällt kein Dreh ein, wie diese Themen sinnvoll zu einem Blogpost zusammengebaut und erschrieben werden könnten – und dann kommen erschwerend Grund 1) und 2) hinzu.


4) Keine Lust
Schliesslich kulminiert alles im letzten Grund, der sich im Unterton über die ersten drei Gründe schon angedeutet hat: ich mag im Moment gar nicht. Kombiniert mit einer gewissen, leicht frustrierenden Irritation: Habe ich das nicht schon mal vorgebracht: den Blog-Stress-Frust (2007!)? Das Gefühl digitaler Kurzatmigkeit? Aber muss ich mich schämen, dass ich keine Lust habe, jeden Tag durch hunderte von Tweets über neu digitalisierte Dokumente des Archiv Hintertupfhausen oder die Zumutung des Mensa-Essens an der Uni Vorderhinterstadt oder das neue Visualisierungstool der Arbeitsgruppe VisiHist zu waten? Ich ahne es: es folgen wohl unausweichlich die süffisanten Kommentare Digitalluminati von wegen „digitaler Verantwortungslosigkeit“ und: wie kann man nur im Jahre 2012 so rückständig,  und überhaupt – der digitale Wandel verändert alles und wer sich dieser Wahrheit verschliesst, der/die lebt im falschen Jahrhundert!


Ich finde, ob digital oder analog: Wenn ich nix zu sagen hab, bleib ich still. ich nenn es #digital hush.


Seid doch froh.


 

4 Gedanken zu „Digital verschollen – 4 Gründe“

  1. trotzdem: schade! auch wenn der digital hush nichts mit hush money zu tun hat. und auch nichts mit hush puppies. und nichts mit den vielen verschiedenen filmen mit namen „hush“ http://en.wikipedia.org/wiki/Hush .

    oder bilder suche „digital hush“ bei google:

    ### auch schade: ich kann das bild nicht einfügen ###

    „analog hush“ hingegen zeigt lauter bilder von analogen armbanduhren.

    aber im ernst: hat es nicht (auch) damit zu tun, dass unterdessen digital viel mehr geschrieben – und damit ggf. publiziert – wird, sich viel im kreis drehend? (siehe z.B. die 56 kommentare auf http://rkb.hypotheses.org/349). also: folge weniger tweets, lese weniger blogs … und schreibe dann irgendwann wieder.

    und bis dahin können wir alle eingehend deinen beitrag hier lesen:
    http://historyblogosphere.oldenbourg-verlag.de/open-peer-review/hodel/

    mit vorfreude auf die nächste wortmeldung, irgendwann!

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