Ich, Prezi-dent

Prezi Praesentationen

 

Ich war an einer Tagung und das Einzige, was die Leute von meinem Vortrag in Erinnerung behalten, war die eingesetzte Prezi-Software.

An der Abschlusstagung des LOEWE-Schwerpunkts «Kulturtechniken und ihre Medialisierung», die unter dem Titel «Lesen, Schreiben, Erzählen – digital und vernetzt» vom 28. bis 30. Juni 2012 an der Justus-Liebig-Universität Giessen stattfand, habe ich einen Auszug aus meiner Dissertation unter dem Titel «copy/paste a shattered past – Das Erstellen von Geschichtsreferaten unter den Bedingungen narrativer Fragmentierung» vorgetragen. Und während ich mich hier gleich entschuldige, dass ich diesen Vortrag nicht vorgängig annonciert habe (was ich – wie originell – der hohen Arbeitsbelastung in die Schuhe schiebe), so muss ich zugleich mit gewisser Bekümmerung feststellen, dass ich vor allem Reaktionen auf die Verwendung der Präsentations-Software Prezi erhalten habe (oder sagen wir: Reaktionen jenseits der freundlichen „Das waren interessante Ausführungen“-Aussagen).

Hierzu drei Bemerkungen:

  1. Ich staune darüber, dass an einer Tagung zu digitalen Formen des Lesens und Schreibens im Rahmen eines Forschungsprogramms „Kulturtechniken und ihre Medialisierung“ a) die Verwendung von Prezi eine solche Reaktion auslösen kann. Allerdings muss ich ja auch feststellen, dass noch im Jahre 2012 (auch an einer solchen Tagung) es keineswegs eine Seltenheit ist, dass ein Vortrag vorgelesen (was ok ist… keine Frage!) und in scheinbar zufälliger Reihenfolge von zwei bis drei nichts sagenden Folien begleitet wird: Am Anfang zwei Folien (eine davon mit Titel und Namen des Referenten/der Referentin), dann eine Viertelstunde Pause, dann noch einmal eine Folie und dann eine Folie mit „Danke!“.
  2. Prezi hin oder her: letztlich sind auch in Prezi (was meine eigene Präsentation sehr schön belegt) die meisten Präsentationen nichts anderes als mehr oder weniger strukturierter Stichwort-Anhäufungen. In Prezi werden diese Worthaufen zwar nicht mehr wie bei Powerpoint im Theatermodus über die Bühne geschoben, gewischt oder geklappt. Sie werden stattdessen in Karussell-, Achterbahn- und Zoom-Effekten angeordnet. Das sieht zugegebenermassen „cool“ aus – bleibt aber letztlich nur ein Ablenkungsmanöver, wenn die Inhalte nicht zu überzeugen vermögen.
  3. Here comes the cloud – and there go my data. Wieder mal liegen die Früchte meiner Arbeit irgendwo auf dem Server eines US-Unternehmens, für das amerikanisches Recht gilt, und das sich alle Rechte in den Nutzerbedingungen einmal vorsorglich abtreten lässt. Das ginge noch, aber richtig ärgerlich war die Nacht vor dem Vortrag, als die Verbindung zum Server nicht funktionieren wollte, und ich weder Änderungen speichern, noch eine lokale Version der Präsentation auf meinen Rechner herunterladen konnte (was die Abhängigkeit von der Internet-Verbindung während der Präsentation zumindest vermindert).

Kurzum: Prezi ist cool, ohne Frage, hat aber seinen Preis. Jeder mache die Rechnung selbst.

3 Gedanken zu „Ich, Prezi-dent“

  1. Dem kann (zumindest teilweise) geholfen werden.

    Die Probleme mit der Cloud entfallen bei den freien Alternativen zu Prezi.
    Da wären
    Sozi, eine Erweiterung zu Inkscape
    und
    impress.js, eine JavaScript-Applikation, die sich natürlich auch lokal betreiben lässt.
    Tools zur graphischen Erstellung von Präsentation sind unter https://github.com/bartaz/impress.js/wiki/Examples-and-demos zu finden.

    Bezüglich der Fokussierung von Aufmerksamkeit auf die Präsentationsform hat der Autor von impress.js auch etwas zu sagen (https://github.com/bartaz/impress.js/blob/master/index.html#L399). Es scheint sich weniger um ein technisches Problem zu handeln.

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