Sexistische Algorithmen und streitbare Damen

Jan Hodel hat sich für seinen chauvinistischen Einwurf entschuldigt, aber die Ausgangslage bleibt bestehen: Digital Humanities haben ein Gender-Problem. Ich war nicht an der Aktion «Occupy Mills» dabei, aber ich habe die Diskussionen nachgelesen. Mareike König, eine der beiden «streitbaren Damen» hat in ihrem Blogeintrag heute auf plan3t.info sehr schön beschrieben, um was es geht: «Bloggen, twittern, kommentieren Frauen anders? Anscheinend nutzen Frauen die sozialen Medien häufiger, „sozialer“ und anders als Männer» – aber was bedeutet das?»

Was sind das für Strukturen, wenn selbst an einem THATCamp, wo 40 Prozent der Teilnehmenden Frauen sind, von 16 vorgeschlagenen Sessions lediglich zwei von «Damen» eingereicht wurden? Wie kann es sein, dass bei Wikipedia rund 68 Prozent der Lesenden Männer sind, bei den Beitragenden aber 87 Prozent? Wo liegen die Gründe für dieses Machtgefälle?

Tatsächlich: «Gendering Digital Humanities» ist bis heute in diesem männerdominierten Feld kein Thema. Natürlich: die Frage nach dem Gender Gap in den technischen Themen ist ein Klassiker der akademischen Gender-Diskurse. Umso erstaunlicher, dass das Thema bezogen auf Digital Humanities bisher kaum angedacht wurde und auch auf hist.net solche Peinlichkeiten passieren.

Dabei gibt es eine Reihe von Fragen, die zu stellen wären: Gibt es «weibliche» und «männliche» Programmierlogiken? Und User Interfaces? Was heisst, soziale Medien sozialer nutzen? Welche Positionen bekleiden Frauen innerhalb dieses neuen, emergenten Feldes, das wir Digital Humanities nennen? Und gibt es vergleichbare Erfahrungen aus anderen sich neu konstitutierenden Wissensgebieten?

Mareike Königs Feststellung, die Algorithmen von Google seien sexistisch, ist natürlich lustig und falsch zugleich. Die Algorithmen sind so sexistisch, wie sie von den Programmierern gebaut wurden. Oder waren es Programmiererinnen? Gehorcht also die Logik der Maschinen der Logik von Männern? Oder ist schon das Konzept von Maschine und Code ein männliches?

Wir werden es nicht lösen, hier auf hist.net schon gar nicht, denn hier diskutieren wiederum nur zwei mehr oder weniger chauvinistische Männer. Der Versuch übrigens, eine Kollegin zur Mitarbeit zu bewegen, ist vor einigen Jahren gescheitert. Letztlich am Gender-Problem.

Die Literatur zum Thema ist dünn gesät. Hinweise in den Kommentarspalten sind herzlich willkommen, wir werden auch als Männerclub hier bei hist.net am Thema dran bleiben. Versprochen.

Als Einstieg:

2 Gedanken zu „Sexistische Algorithmen und streitbare Damen“

  1. Warum will Mills jetzt wieder befreit werden? Und wer will ihn denn befreien?
    Frauen haben in der Häufigkeit der Nutzung Sozialer Medien seit 2008 die Nase vorn (69% Frauen, aber nur 60 % Männer nutzen Soziale Medien). Andererseits stellt das Business Netzwerkes LinkedIn fest, dass die Useranalyse zeigt: Männer sind die bei weitem besseren Networker.
    Geht es also nicht um Gender, sondern um Professionalität und welche Rolle spielt die Kategorie Generation?

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