«Über die Erde allhin war eine Mundart und einerlei Rede»

«Sitting sie bequem in Virginia, ich bin ganz froh, in einem englischsprachigen nur Meer von Worten zu baden. So viel von den Inhalten über das Internet ist in englischer Sprache in diesen Tagen, dass es einfacher und einfacher ist, alles zu ignorieren interessant findet am Online-Inseln, in denen Englisch entweder nicht gesprochen wird, oder einfach nicht auf Websites verwendet.» Mit diesen Worten beginnt ein Blogeintrag meines geschätzten Kollegen Mills Kelly auf seinem Blog edwired – wenn man seinen englischen Text mit Google Translate ins Deutsche übersetzen lässt.

Das Original aber liest sich so: «Sitting her comfortably in Virginia, I’m quite happy to bathe in an English-only sea of words. So much of the content on the Internet is in English these days that it’s easier and easier to ignore everything interesting taking place on online islands where English either isn’t spoken, or just isn’t used on websites.»

Mills‘ Beitrag handelt vom Problem der Mehrsprachigkeit in der Geschichtswissenschaft und von den Hürden, den eigenen Sprachhorizont zu überwinden. Für uns in der Schweiz mag das ein wenig anders sein. Ohne Französisch- und Englischkenntnisse ist ein Geschichtsstudium in der Deutschschweiz eine Illusion. Wie aber sieht es in den anderen Ländern aus? In Deutschland scheint – mit Ausnahme einiger Grenzregionen – Französisch ungefähr so bekannt zu sein, wie ein westafrikanischer Dialekt. Die selbe Erfahrung durfte ich das letzte Jahr in Wien machen. Gut zu funktionieren scheint aber fast überall die Kommunikation auf Englisch.

Und in den USA? Schätzungen gehen davon aus, dass rund 50 Millionen Amerinkanerinnen und Amerikaner zwei- oder mehrsprachig sind. Das entspricht nicht einmal einem Sechstel der Gesamtbevölkerung. Das bedeutet, dass in vielen Fällen die Wahrnehmung nichtenglischsprachiger Diskussionen und Debatten nur sehr reduziert stattfindet. Denn selbst wenn man Fremdsprachen beherrscht, ist es doch ein Mehraufwand, wissenschaftliche Texte oder gar Quellen in fremenden Sprachen zu lesen, wie auch Mills bemerkt.

Das Projekt «Global Perspectives on Digital History», das wir zusammen mit Mills zur Zeit im Rahmen von PressForward aufgleisen, will hier einen Kontrapunkt setzen und mit Mehrsprachigkeit im digitalen Kontext experimentieren. Konkret sind wir daran, einen «Workflow» zu definieren, der tatsächlich die Arbeit in und mit mehreren Sprachen zulässt. Dabei sollen auch algorithmische Verfahren zum Einsatz kommen – auch wenn das oben zitierte Beispiel von Google Translate nicht besonders hoffnungsfroh stimmen mag.

Mit «Global Perspectives on Digital History» wollen wir aber auch Mischformen von algorithmischer und intellektueller Übersetzung erproben und herausfinden, wie weit zum Beispiel mehrsprachige Abstracts und Tags in Kombination mit einsprachigen Texten zielführend sind. Ebenso ist das Thema «Crowd Translation» auf unserer Agenda.

Übrigens werden wir mit Englisch und Deutsch starten und mit Französisch und vermutlich Spanisch ergänzen. Nur für den Fall, dass jemand noch Ideen beisteuern möchte …

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