Plagiatsjäger im off

Die Reihe der aufgedeckten Plagiatsfälle insbesondere bürgerlicher Politiker nimmt ja in Deutschland kein Ende. Es gäbe vieles zu berichten und zu kommentieren, aber Kollegen wie Klaus Graf und andere tun das ja weitaus akribischer, als wir das hier tun können und wollen.

Was mir aber in letzter Zeit auffällt, ist, dass einige Kommentatoren vorab in den Medien langsam das vernünftige Augenmass zu verlieren scheinen. So konnte man gestern bei Spiegel online lesen, dass Kultusminister Althusmann in seiner Dissertation seinen eigenen Doktorvater falsch zitiert habe. Das ist natürlich peinlich, sowohl für Althusmann, aber mindestens so sehr für den Doktorvater, der das offenbar nicht bemerkt hat.

Spiegel online will noch mehr Ungeheuerliches entdeckt haben: «Auch mit dem Literaturverzeichnis hat es der Minister offenbar nicht genau genommen. So führt er ein Werk seines Doktorvaters in einer Fußnote auf, nicht aber im Literaturverzeichnis.»

Der Autor dieses Beitrages, der nur mit dem Kürzel «lis» gezeichnet hat, scheint in seinem Leben noch niemals ein wissenschaftliches Buch genauer gelesen zu haben (geschweige denn eine Dissertation geschrieben zu haben). Hätte er dies gemacht, dann wäre ihm nämlich bekannt, das es kaum ein Buch gibt, dass nicht solche Fehler enthält.

Man mag man sich fragen, ob es der Fehler des Autors, des Gutachters oder des Lektors gewesen ist, dass so etwas in Druck gehen kann. Aber mit einem Plagiat hat dies auf jeden Fall wirklich nichts zu tun. Journalisten, die von Wissenschaft keinen Schimmer haben, sollten lieber schweigen, als solche unsinnigen Texte zu schreiben.

Ein Gedanke zu „Plagiatsjäger im off“

  1. Ich kann meine Hand dafür ins Feuer legen, dass ich in meiner Dissertatiion 1987 (auch als E-Text online) nicht plagiiert habe. Aber erst ein Rezensent (der seine Rezension dann doch nicht veröffentlichte) machte mich viele Jahre nach der Publikation auf den ungeheuerlichen Umstand aufmerksam, dass die mit Summa cum laude bewertete Arbeit eine ganze Reihe von Fußnoten enthält, in denen die mit Kurztitel zitierten Arbeiten nicht im Literaturverzeichnis aufgeführt werden. Es ist mir zwar rätselhaft, wie dieser (von allen anderen Rezensenten nicht thematisierte) Fehler zustandekam, aber der durchaus ärgerliche Umstand hat doch nichts mit wissenschaftlicher Redlichkeit zu tun. Wer eine klare Grenze zwischen Plagiatoren und Schlampern ziehen kann, soll sich bitte melden, aber in vielen Fällen kann man sie durchaus voneinander unterscheiden.

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