Und was, wenn das Imperium zurück schlägt?

Unser oberster Datenschützer Hanspeter Thür hat ja vor einigen Tagen einen «Sieg» errungen, als er qua Bundesgerichtsbeschluss Google dazu zwang, bei StreetView derart kräftig nachzubessern, dass Google durchaus die Waffen strecken könnte. Zum «Kampf David gegen Goliath» wurde Thürs datenschützerischer Irrlauf in der Presse gar hochstilisiert.

Was aber, wenn Thür letztlich nicht mehr als einen billige Pyrrussieg erreicht hat? Die beiden Politsatiriker Giacobbo/Müller haben den Gerichtsentscheid drastisch überzeichnet: Die Schweiz existiert nicht mehr auf der Karte von Google Maps. Verpixelt. Weg. La Suisse n’existe pas – Ben Vautiers Spruch, der an der Weltausstellung 1992 in Sevilla für erhebliche Unruhe sorgte, wäre Realität. Denn was in Google nicht gefunden wird, scheint in der digitalen Gesellschaft, in der wir leben, für immer mehr Menschen nicht mehr zu existieren.

Nein, Google hat die Schweiz nicht aus ihrem Kartenwerk verbannt und bei gewöhnlichen Abfragen mit Google werden auch durchaus noch Ergebnisse mit der Endung .ch angezeigt. Auch hat Google seine Forschungsabteilung in Zürich nicht reduziert wegen der Thürschen Eskapaden. Allerdings könnte niemand Google daran hindern, das zu ändern. Oder zum Beispiel den Ranking-Algorithmus so zu modifizieren, dass Ergebnisse der Schweiz abgestraft und zurückgestuft werden. Das fiese daran ist: Zumindest diese Retorsionsmassnahme würden wir nicht einmal merken.

Nun darf die Schlussfolgerung aus diesen Überlegungen nicht sein, dass man sich dem Diktat von Google unterwerfen soll. Ganz und gar nicht. Aber eine kluge Politik – sozusagen das Gegenstück zur gegenwärtigen Datenschutzstrategie aus dem Hause Thür – müsste zuerst überlegen, welche Bereiche wirklich relevant sind. Die wenigen Restprozent unverpixelter Bilder oder vielleicht doch eher das Gebaren von Facebook und anderen Web 2.0-Diensten? Die Server von Google stehen ebensowenig in der Schweiz wie diejenigen von Facebook …

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