«Schreibst du noch selbst oder guttest du schon» und andere Guttenberg-Witze

Kennen Sie den Unterschied zwischen Gutenberg und Guttenberg? Der eine hat die Technik der beweglichen Lettern perfektioniert, der andere diejenige der beweglichen Textpassagen. Im Netz kursieren bereits zahlreiche Gutti-Witze und auch die ersten Songs verhöhnen nun Deutschlands prominentesten Schummler. Vielleicht schon bald findet ein neues Wort Eingang in den Wortschatz der deutschen Sprache: «gutten» – das ist schliesslich viel handlicher als «plagiieren».

Neben allen amüsanten Aspekten droht aber der Gutti-Skandal vor allem auch dem Wissenschaftsstandort Deutschland nachhaltig zu schaden. Dass die Uni Bayreuth («buy right») für Spott nicht mehr sorgen muss, ist klar. Aber was ist das für ein Wissenschaftssystem, in dem ein derart wurstiges Textkonvolut alle Schranken der Qualitätskontrolle hat passieren können, ohne dass jemand aufmerksam wurde? Da wäre zuerst einmal der betreuende Doktorvater Peter Häberle (was für ein Name …), der diesem Werk ein „summa cum laude“ verpasst hat. Es spricht nicht gerade für eine besonders genaue Lektüre, dass er dabei einfach nichts gemerkt haben soll. Dann hat es ja wohl auch noch einen Zweitgutachter namens Rudolf Streinz gegeben. Auch geschlafen? Und was haben eigentlich die Kollegen vom Verlag Duncker & Humblodt gemacht, als ihnen das Manuskript vorgelegt wurde? ISBN vergeben, die Druckmaschinen angeworfen und dann die hohle Hand gemacht? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass dank Gutti wenigstens die sprichwörtliche Spitze eines langsam auftauenden Eisberges sichtbar geworden ist.

Es ist ja schon heute so, dass ein Doktortitel in Academia wenig, ausserhalb von Academia eigentlich gar keinen Wert mehr hat. Das zeigen ziemlich deutlich die Reaktionen der Bevölkerung: Doktortitel weg – who cares? Wenn Merkel ihrem Gutti aber weiterhin den Rücken stärkt und die Wissenschaft mit zynischen Bemerkungen verhöhnt („Ich habe keinen wissenschaftlichen Assistenten angestellt“), wird der Kollateralschaden um einiges grösser werden, als bisher angenommen.

Interessant übrigens, dass die in der Wikipedia dokumentierte Verflechtung der Familie Guttenberg mit der Universität Bayreuth in der Öffentlichkeit offenbar auf wenig Interesse gestossen ist bisher.

Aber das einzige Rätsel in der ganzen Affaire, das uns persönlich wirklich beschäftigt: Wo ist eigentlich unser aller Plagiatsjäger Stefan Weber geblieben ist? Mr. Weber, übernehmen Sie!

P.S.: Nicht vergessen, auf das Bild oben zu klicken. Unbedingt.

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