Geschichtsweberei: Geschichtsblog des Monats Januar 2009

geschichtsweberei

Geschichtsblog des Monats ist zum Jahresbeginn 2009 eine fulminante Neugründung: Die Geschichtsweberei. Vom 10. Januar 2009 datiert der erste Eintrag der anonymen „Weberin“; bis zum 22. Januar 2009 folgten 22 weitere. Das ist eine für (Geschichts-)Blogs eher ungewöhnlich hohe Kadenz an Einträgen, gefolgt allerdings vom wiederum ziemlich typischen Publikationsloch.

Anlass und Programm lassen sich dem ersten Eintrag entnehmen:

[…]statt Mails, die mit „Hast du schon gesehen…“ anfangen, gibt es jetzt einen Blog. Den Schwerpunkt werden Themen aus dem Umfeld der Geschichtswissenschaft bilden, aber wer kann das jetzt schon so genau sagen.

Im Zentrum der bisherigen Einträge standen Digitale Bibliotheken und OpenAccess, ergänzt mit Einträgen u.a. zu Google Books, Digitalisierungsprojekte und OpenArchive. In der Tat, so kann man zusammenfassen, geht es in der Geschichtsweberei vor allem um das Umfeld der Geschichtswissenschaften. Die Beiträge sind sehr kurz gehalten, recht eigentlich nur kommentiert Links, was bei der Publikationsfrequenz wenig erstaunt und durchaus seine Berechtigung hat.

Interessant wird zu beobachten sein, wie die Geschichtsweberin in Zukunft mit ihrem Anspruch des „hast du schon gesehen…“ ihren Blog entwickeln wird. Oder hat das Blog nach 22 Einträgen seinen Zenit schon überschritten? Es ist nicht zu hoffen. Auf jeden Fall steht die Geschichtsweberei für einen spürbaren Trend, dass immer mehr Weblogs im Bereich der Geschichte eröffnet werden.

Eckdaten

Titel: Geschichtsweberei
URL: http://geschichtsweberei.blogspot.com
Feed: http://geschichtsweberei.blogspot.com/feeds/posts/default?alt=rss
Autor/innen: Anonym („Weberin“)
Region: D
Frequenz: täglich

5 Gedanken zu „Geschichtsweberei: Geschichtsblog des Monats Januar 2009“

  1. Liebe histnets,
    wow, ich wollte meinen Augen gar nicht trauen als ich meinen RSS-Feed angeschaut habe und da Geschichtsweberei gelesen hab.
    Und ja, ich habe vor so weiter zu machen 🙂 War nur eine Woche lang mehr oder weniger offline.
    herzliche Grüße
    die weberin

  2. Auch ich war ziemlich erstaunt, als ich sah, was Kollega Hodel in diesem Monat für seine Rubrigk «Geschichtsblog des Monats» ausgesucht hat. Schliesslich gibt es in den Wissenschaften einen Konsens darüber, dass anonymen Werken gegenüber grundsätzlich Skepsis angesagt ist. Dies zumindest predigen sowohl Kollega Hodel wie auch ich in unseren Lehrveranstaltungen, wenn es darum geht, historisch relevante Online-Ressourcen zu evaluieren. Wieso also dieser Kurswechsel?

  3. Nun, von einem Kurwechsel kann nicht wirklich gesprochen werden, waren doch schon die vorgestellten Geschichtsblogs der Monate November 2007, Februar 2008 und Oktober 2008 aus anonymer Hand.
    Doch wirft der Einwand interessante grundsätzliche Fragen auf: Wie soll mit anonymen Weblogs umgegangen werden? Und (für die Beantwortung der ersten Frage wohl hilfreich wenn nicht gar Voraussetzung): Warum wählen deutsche Geschichtsweblogger/innen so oft die Anonymität? In den USA beispielsweise legen die Weblogger/innen in der Regel recht ausführlich über sich selber Informationen offen. Liegt das am deutschen Recht, das auch für Weblogs strenge Richtlinien vorgibt (Impressum, Haftbarkeit)? Liegt es an einem anderen Diskurs in Bezug auf den Schutz privater Daten – der offenbar weder der Deutschen Bahn noch T-Mobile ein besonders hochwertiges Gut zu sein scheint? Oder eine gewisse exhibitionistische Unlust der besagten Weblogger/innen, sich in aller Öffentlichkeit darzustellen? Oder eine gewisse Skepsis, ob das aktive Webloggen im zukünftigen Berufsumfeld als Aktivposten vermerkt wird – oder im Zweifelsfalle vielleicht doch dem „seriöseren“ Bewerber der Vorzug gegeben wird, der nicht mit solchem Unsinn die Zeit vertrödelt hat? Tja, viel Raum für Spekulationen. Letztlich können nur die anonymen Weblogger/innen selbst Antwort drauf geben.
    Wie sind nun diese „anonymen“ Weblogs einzuschätzen? Ich halte es zunächst für wenig sinnvoll, pauschal alle anonymen Weblogger/innen in die Kategorie unwissenschaftlicher Toilettenschmierfinken einzureihen. Es gibt (und gab! – Anonymes Publizieren ist ja nicht erst mit dem Internet entstanden) durchaus valable und plausible Gründe, seine Identität bedeckt zu halten.
    Ich schärfe meinen Studierenden ein, grundsätzlich jeder Information, die sie im Internet finden, eine gewisse Skepsis entgegenzubringen. Zur Tauglichkeit einer Information sollen sie überprüfen, wer Urheber/Urheberin ist und in welchem Bezugssystem sich die Information verorten lässt. Ausserdem sollen sie in ihrer Beurteilung differenzieren nach Verwendungszweck (wofür verwenden sie die Information: zum Auffinden weiterer Informationen oder als Grundlage für eine wissenschaftliche Arbeit?) und Inhalt (einfach überprüfbares Überblickswissen, das mit Quervergleichen validiert werden kann – und soll -, oder spezialisiertes Detailwissen, bei dem die Abklärung des Urhebers und seiner Glaubwürdigkeit zentral ist).
    Anonymität sagt noch rein gar nichts aus über die Verlässlichkeit einer Information. Ob jetzt ein Armin Meier aus Wettingen einen Weblog betreibt, der vor 30 Jahren einmal Geschichte im Nebenfach studiert hat, oder ob eine Institution (Brockhaus, Historische Seminare, Museen, Nationalbibliotheken) einen Weblog betreibt, in den die Mitarbeiter/innen anonym oder nur mit nicht auflösbaren Akronymen publizieren – da reicht ja wohl Anonymität als Kriterium nicht aus, um die Validität der Informationen zu beurteilen.
    Einverstanden: für wissenschaftliche Nachweise sind anonyme Beiträge unbestritten zumindest problematisch (ausser, eine Körperschaft oder Institution kann in ausgewählten Fällen an die Stelle des Autors/der Autorin treten). Aber es kann nicht der Anspruch dieser Rubrik sein, wissenschaftlich „zitierfähige“ Weblogs vorzustellen (egal ob anonym oder nicht). Ob ein Weblog-Eintrag wissenschaftlich zitierfähig ist oder nicht, hängt nicht allein von der Anonymität ab, sondern (solange Weblogs ohnehin nicht allgemein als wissenschaftliche Literatur akzeptiert sind) grundsätzlich vom konkreten Kontext, in dem der Nachweis geführt wird – sicherlich nicht davon, ob er irgendeinmal als „Geschichtsblog des Monats“ aufgeführt worden ist.

  4. Meine Motivation, anonym zu bloggen:
    1) Die Rechtslage in Deutschland. Ich habe keine Lust auf Abmahnungen, Klagen und so weiter und kann sie mir als Student schlicht und einfach nicht leisten. Wenn mir jemand eine Abmahnung schickt, habe ich die Wahl, eine drei- oder vierstellige Summe zu zahlen oder mir einen teuren Anwalt zu nehmen, den ich mir auch nicht leisten kann. Da hoste ich mein Blog lieber bei einem US-Bloganbieter und schreibe keinen Namen drunter. Peter Haber ist zwar skeptisch, aber ich kann am Ende meine Miete zahlen und muss nicht nur Nudeln mit Tomatensauce essen.
    2) Ich kann mich nach Lust und Laune auslassen, ohne dass jeder, der mich kennt, sofort mein Blog per Google findet. Das erleichtert das Schreiben. Auch wenn es nicht das Thema meines Blogs ist, könnte ich so z.B. über Ereignisse an meiner Uni / aus meinen Seminaren schreiben ohne dass ich befürchten muss, dass mich in der nächsten Seminarssitzung jemand erwürgt.
    3) Es entspricht einfach der „Internetkultur“, die ich kenne. In Foren oder Chats ist auch keiner unter seinem realen Namen unterwegs.

  5. Man sollte sich aber von einer gewissen Internetkultur trennen, wenn man sich in einem anderen Umfeld befindet. Zur Internetkultur gehört es auch in Foren rumzutrollen und sich gegenseitig in Grund und Boden zu beleidigen.
    Abmahnungsparanoia braucht man auch nicht zu haben, bzw. nicht mehr oder weniger dadurch, wie man sich versteckt. So oder so wird man über IP und Registrierungsdetails gfunden.

    Allerdings kann ich verstehen, wenn man wegen Uni-relevanten Dingen inkognito bleiben möchte. Viel zu sehr werden heute Facebook und andere Dienste nach Mitarbeitern durchsucht, immer im Generalverdacht, dass das Privatleben die Arbeit verschlechtert.

    Ansonsten habe ich nichts gegen anonymes Bloggen, nur wäre es gerade bei wissenschaftlich interessanten Themen schön, die Person zu kennen.

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